Original Ideal Titel

Schönheitsideale: Wie würdest du dein Gesicht designen?

Verkabelt sitzt sie da und starrt in den Bildschirm vor sich. Wechselnde Bilder, verglichen mit den Reaktionen des Gehirns. Grün statt Braun? Check. Ein bisschen mehr Wangenknochen? Check. Sommersprossen weg? So viel? Noch ein paar? Okay. Jetzt noch die Nase, die Stirn und Augenbrauen. Stopp, genau so! Perfekt. Endlich perfekt…

Ich fand den Film Inception eigentlich schon gruselig genug. Dieses Einpflanzen einer fremden Idee, die bei der perfekten Taktik nicht mehr als Fremdkörper, sondern als eigenes Gedankengut vom Unterbewusstsein angenommen wird. Aber das ist ein Film und deshalb fiktiv und nur etwas, was sich andere Leute ausgedacht haben. Versichert man sich zumindest gerne.

Wenn man sich das Projekt „Original / Ideal“ ansieht, merkt man schnell, dass man den technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nicht so leicht davon schleichen kann. Was Scott Chasserot ausprobiert hat, ähnelt der Hollywoodspinnerei mit der Gehirnmanipulation – nur läuft das Projekt des Fotografen anders herum ab. Mit Hilfe eines mit Sensoren ausgestatteten Headsets, dem Epoc +, hat er sich in die Köpfe seiner Probanden gehackt und etwas aus deren Fantasie heraus gezogen.

 

Die Gedanken sind frei…

 

…und die Technik kann sie einfangen. Das ideale Gesicht. Für jeden von uns anders, individuell. Geformt in bestimmten Regionen unseres Gehirns, eine Wunschvorstellung davon, wie das eigene Gesicht mit ein paar kleinen Veränderungen Perfektion auf subjektiver Ebene erreichen würde. Mit dem Headset auf dem Kopf saßen die Teilnehmer von Scott Chasserots Projekt vor dem Bildschirm und betrachteten verschiedene Varianten ihrer Gesichter. Bei den Idealvorstellungen gab das Gehirn bestimmte Signale ab, wodurch das persönliche, perfekte Gesicht festgestellt wurde.

Scott Chasserot hat also diese Fantasiebilder aus ein paar Köpfen herausgezogen. Implantiert aber haben es andere. Diese retuschierten Perfektionsmaßstäbe, die sich durch das stundenlange Zeitschriftengeblättere und Prominentenangestarre auf unser inneres Auge gesetzt haben und uns kritisch in den Spiegel blicken lassen. Egal, ob es eine andere Farbe sein soll, die sich um die Pupille windet, oder ein paar Falten weniger, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben. Aber Schönheit entsteht nicht dadurch, indem wir alles wegretuschieren, was uns stört.

„Original / Ideal“ ist ein Experiment von der Art, dass uns daran erinnert, die Schönheitschirurgenbrille aus unseren Köpfen zu schmeißen und diese implantierten, unnötigen Wunschvorstellungen mit einem „Fuck it“ vor die Tür zu kicken.