Gegen den Hass: „Judging America“ führt uns unsere Vorurteile vor Augen

Erstes Bild: Sahar Shaleem steht da, eingehüllt in ihrer Burka, eine Knarre in der Hand. Eine Verkörperung des Nahen Ostens, ein wandelnder Albtraum, wie er auf so vielen Fotos zu sehen ist. Dann, Bildwechsel: Dieselbe Frau steht in ihrer echten Berufskleidung da. Sahars Aufgabe ist es nämlich nicht, Leute abzuknallen – sie versucht viel mehr, dem Tod einen Schritt voraus zu sein, und den Patienten im Krankenhaus das Leben zu retten. 

Klischees, Vorurteile, Stereotype. Wir stolpern täglich über Kombinationen von Personen und Wörtern, die wir als völlig selbstverständlich wahrnehmen. Dass aber oftmals mehr Schein als Realität hinter unserer Weltansicht steckt, hat Joel Parés von klein auf mitbekommen. Mit seiner Kamera fängt er Stereotype ein, wie sie in unseren Köpfen existieren – und stellt ihnen die Wahrheit gegenüber.

 

Vom Gangster zum Harvardabsolventen

 

Mit seinem gerippten Unterhemd, den mit Tattoos geschmückten Muskeln und seiner schwarzen Hautfarbe schaut Jefferson Moon so aus, als würde er in der Nacht am liebsten schwächliche Nerds verprügeln. Dabei ist der Amerikaner ehemaliger Student der Harvard University und meilenweit von dem Klischee entfernt, das uns auf dem ersten Bild vermittelt wird. Und auf genau diese Missstände will Fotograf Parés hinweisen. „My mission is to make a difference in this world“, beschreibt er seine Absichten, die hinter seiner Fotoserie „Judging America“ stecken. „I want to change lives.“

Parés wuchs in den USA auf und reiste später als Marinesoldat um die Welt. Dabei lernte er, dass es auf die kleinen Details ankommt, wenn man Menschen zum ersten Mal begegnet – und welches Urteil sich dann daraus bildet. „My goal is to open the eyes of those who judge and let them see that it is wrong, and they need to get to know someone before they begin to label them under a certain category“, erzählte er der Huffington Post in einem Interview.

Joel Parés Fotoserien gehen auf jeden Fall in eine Richtung, die von mehr Künstlern eingeschlagen werden sollte – weil es längst Zeit ist, vorschnelle Beurteilungen aus unseren Köpfen zu streichen und einen zweiten Blick auf die Menschen zu werfen, die uns tagtäglich begegnen.

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