Bildkorrekturen Die Bunte Seite Der Macht

Bildkorrektur: Illustrationen für eine gerechte Flüchtlingsdiskussion

In der Flüchtlingsdiskussion scheint Deutschland schon längst in zwei Lager geteilt zu sein. Man ist dafür oder dagegen, man wettert gegen „Rechte“ oder gegen „Gutmenschen„. Seit etwa zwei Jahren dominiert die Flüchtlingskrise die Medien, jeden Tag wird über Krieg, Flucht und zu wenig Kapazitäten berichtet. Man hat das Gefühl, mit jeder weiteren Schlagzeile und jedem weiterem Fernsehbericht verschärft sich die Lage und kippt die Stimmung.

War Politik vor nicht allzu langer Zeit ein entferntes Thema für uns, dem wir eigentlich nur ab und zu abends vor dem Fernseher oder beim Zeitunglesen über den Weg gelaufen sind, reden wir heute alle mit. Auf einmal diskutieren wir die Flüchtlingskrise im Freundeskreis und auf Facebook und stellen ein bisschen schockiert fest, dass manche unserer Freunde und Bekannten eine komplett andere Einstellung haben als wir. Und auch unsere Eltern und Großeltern lassen plötzlich Kommentare los, mit denen wir so nicht gerechnet hätten. Der alte Schulfreund lässt sich im Internet darüber aus, dass die Deutschen dank den Flüchtlingen keine Jobs mehr bekommen und Opa sieht nicht ein, wieso Asylbewerber genauso viel Geld bekommen wie Deutsche und seine Krankenkassenbeiträge deswegen erhöht werden.

Obwohl die wenigsten von uns eigentlich wirklich Bescheid wissen, diskutieren alle mit. Regen sich auf über die Falschmeldung des toten Flüchtlings vor dem LaGeSo oder über den Fall von Lisa F., die angeblich von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt wurde. Genau wie die Politiker in diesem Fall, nutzen wir solche Meldungen, um unseren Standpunkt zu propagieren. Gerade macht ein Video mit dem Titel „Asylanten belästigen junge Frau und attackieren alte Herren in Münchener U-Bahn“ die Runde, auf dem junge Männer einen Herren mit grauem Bart anpöbeln und schubsen. Von einer Frau ist nichts zu sehen und ob es sich um Asylanten handelt, weiß man nicht. Aber es eignet sich hervorragend zur Anti-Flüchtlings-Hetze.

Konstruktiv gegen Bürgerängste und Stammtischparolen

 

Ob man nun mit Freunden oder Familie spricht – irgendwann kommt man in der Diskussion meistens an einen Punkt, an dem man nicht mehr weiter weiß. Weil man zwar seinen Standpunkt verteidigen will, aber ihn oft nicht ganz so eindeutig begründen kann, wie man gerne möchte. Weil man zwar versteht, dass unser Gegenüber einfach Angst hat, vor dem was kommt. Wir aber nicht wissen, wie wir ihm erklären sollen, dass man die Zuwanderung nicht nur negativ sehen darf.

„Nicht populistisch, sondern konstruktiv“ geht dagegen „die bunte Seite der Macht“ vor, eine Gruppe deutscher Zeichner, die das Projekt „Bildkorrektur“ ins Leben gerufen haben. „Viele Ängste im Zusammenhang mit Flüchtlingen sind faktisch unbegründet, aber nur wenige wissen das. Zahlen können helfen Vorurteile und diffuse Ängste abzubauen“. „Wenn die starken Bilder des Willkommens aus dem September verblassen, ist es wichtig eine gut informierte Grundlage für das gemeinsame Zusammenleben zu schaffen“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Um diese Zahlen und Fakten Social Media-wirksam rüberzubringen, haben die Zeichner die „Bürgerängste“ illustriert und sie den reellen Fakten in einer weiteren Zeichnung gegenübergestellt. Mit Quellenangabe. Damit das Argument „Lügenpresse“ vielleicht ein bisschen seltener fällt. In bisher fünfzehn Illustrationen räumen die Künstler mit Vorurteilen, falschen Stammtischparolen und unbegründeten Ängsten auf und informieren unter den ausdrucksstarken Zeichnungen über die tatsächlichen Fakten, Zahlen und auch Chancen der Flüchtlingskrise.

Absolut lesens-, sehens- und teilenswert. Nicht nur auf Facebook, sondern auch in der nächsten Diskussion mit Opa.