Drugscience

Drug Science: Können Drogen heilen?

Es ist allgemein bekannt, dass Partydrogen wie Ecstasy und LSD gefährlich sind. Nimmt man sie mit Freunden, geht es hauptsächlich darum, Spaß zu haben und sich aufzuputschen. Dass diese Trips oft im völligen Desaster enden, bringt ihnen den Ruf ein, unberechenbar zu sein. Zu Unrecht. Das sagen zumindest einige Neurowissenschaftler. Drogen können nämlich unter bestimmten Voraussetzungen die Heilung von geistigen und körperlichen Krankheiten unterstützen. Hört sich nach einer krassen Idee an. Da gibt’s aber ein Problem: Forscher können nicht ungehindert mit ihnen forschen.

 

Die Wissenschaft der Drogen

 

Der Neuropharmakologe David Nutt ist Professor für Psychopharmakologie am Imperial College in London. Er hat dem Substanz Magazin über seine Pläne gesprochen, seriös mit Drogen zu forschen. Sein Ziel: psychisch kranken Menschen helfen, Depressiven die Schwermut und Krebspatienten die Angst vor dem Tod nehmen, erzählt er dem Magazin. Dafür müsse man aber erforschen dürfen, was Drogen im Gehirn bewirken. Das ist nicht ganz einfach. Um der Forschung mit Drogen einen besseren Ruf zu verschaffen, gründet Nutt mit weiteren internationalen Experten die Wohltätigkeitsorganisation DrugScience, die sich die Erforschung von Drogen auf die Fahnen geschrieben hat.

Substanzen wie LSD, Ecstasy oder Psilocybin, dem Wirkstoff in halluzinogenen Pilzen, sind für Forscher besonders interessant. Diese Drogen können laut Nutt nicht nur bei Ängsten und Depressionen helfen. Ecstasy beispielsweise hilft laut Forschern vor allem Patienten mit posttraumatischen Störungen, also Opfern von Missbräuchen oder Zeugen von Unfällen. Die Substanzen würden ihnen ein Gefühl der Sicherheit geben, um ihre Traumata zu verarbeiten. Auch bei Zwangskrankheiten, Rauchentwöhnung und Alkoholentzug haben sie in ersten Studien gute Ergebnisse gezeigt.

 

Auf was können wir uns gefasst machen?

 

Sollen wir also Drogen mit Drogen bekämpfen? David Nutt würde vermutlich ja sagen. „David Nutt ist die Stimme einer neuen, internationalen Bewegung, die den Blick auf Drogen verändern möchte“, sagt Sophie Macken, Direktorin von DrugScience dem Substanz Magazin. Nutt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Meinung über medizinische Drogen zu verändern. Dafür hält er Vorträge auf der ganzen Welt. Auch vor Kindern. Ihnen erzählt er regelmäßig, dass Freizeitsport mehr Todesopfer fordert, als die Partydroge Ecstasy. Mit seiner zugegeben ungewöhnlichen Meinung handelte sich Nutt schon viel Ärger ein. Er flog aus dem Drogenberatergremium der britischen Regierung und ließ sich von der Daily Mail als „dangerous man“ bezeichnen.

Anfang Juli hat David Nutt gemeinsam mit 40 anderen Akademikern und Professoren einen offenen Brief an Englands Prime Minister David Cameron geschrieben, in dem sie die Regierung auffordern, das geplante Verbot von „legal highs“ zu überdenken. Seine Meinung tut er in Social Media wie Twitter kund. Im April 2016 möchte Nutt gemeinsam mit Rick Doblin, Leiter der kalifornischen Organisation MAPS, und weiteren Kollegen eine Studie mit Ecstasy an Menschen durchführen, berichtet das Magazin. Versteht das hier aber bitte nicht falsch. Nutt empfiehlt niemandem, Drogen zu nehmen. Für den Fall, dass man sie doch nimmt, sollte man genau über die Wirkung und die Gefahren Bescheid wissen.

Das komplette Feature mit David Nutt könnt ihr hier lesen. Ach übrigens: An der Uni Göttingen fanden bis 1986 Experimente mit LSD statt.

 

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Bildquelle: Flickr/Leo Hidalgo CC by 2.0