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Ein Tag als Praktikantin – in der Altenpflege

Der Beruf – früher ging es darum, Geld zu verdienen, heute geht es um viel, viel mehr. Es gibt Jobs, bei denen die Anerkennung der Mitmenschen mit im Vertrag steht, jene, bei denen uns Spießer auf die Stirn tätowiert wird und andere, die zwar nett belächelt, aber eher für anspruchslos gehalten werden. „Du bist, was du machst“, mit diesem Spruch auf der Fahne fährt die Klischee-Kutsche durch unsere Gesellschaft und kommt nach wie vor nicht von ihrem Weg ab. Wir definieren uns und andere über unsere Jobs und sind genau deshalb auf der Suche nach dem einen, der uns erfüllt und ernährt. Aber was ist mit den Berufen, die in Vergessenheit geraten sind, Angst machen, untypisch sind, von Sagen umwoben, abschreckend, unbeliebt, veraltet? Welcher Mensch möchte schon Metzger sein? Ist als Stewardess zu arbeiten wirklich eine niemals endende Reise? Was ein Boazn-Besitzer wohl so alles erlebt in einer Nacht? ZEITjUNG will’s wissen und schickt seine AutorInnen für einen Tag in die unterschiedlichsten Berufe, dieses Mal in die Altenpflege.

 

6:50 Uhr, stockdunkel da draußen und kalt. Ich steige von meinem Roller und stehe vor dem Altenheim St. Josef in München. In einigen Zimmern brennt Licht und vor dem Haupteingang mit den Flügeltüren steht ein riesiger Weihnachtsbaum. Morgen ist Weihnachten. Ein Freund hat mich gefragt, ob es nicht sehr traurig wäre, so kurz vor Heiligabend in ein Altenheim zu gehen und um ehrlich zu sein habe ich diesen Gedanken auch mit mir herumgetragen. Wieso werden Altenheime immer mit Traurigkeit und Einsamkeit assoziiert? Unter anderem eine Frage die mich dahin gebracht hat, wo ich jetzt stehe: vor den noch schlafenden Eingangsbereich eines Altenheimes. Kurz darauf werde ich von Frau Zamfir abgeholt, einer kleine Frau in weißen Kittel mit energischen Schritt und festen Händedruck. Sie ist die Leitung der Wohngruppe 3 und ich darf sie an diesem Tag begleiten.