Fan Fiction: Teenies erfinden Fantasie-Storys über ihre Stars

Das Leben eines Fans ist ohnehin schon ein Phänomen für sich. Stundenlang stehen sie vor Hotels und hoffen darauf, ihrem Idol vielleicht ein Autogramm abluchsen zu können. Sie stehen bei jedem Konzert kreischend in der ersten Reihe, träumen von einem unscharfen Foto ihres Stars und sich selbst und widmen auch sonst ihre ganze Energie und ihr Interesse einer Person, die sie prinzipiell nicht kennen. Alles was es über ihr Idol zu wissen gibt wird aufgesaugt. Doch Vielen sind die Grenzen der realen Welt zu eng. Sie flüchten sich in Fantasien mit dem Star ihrer Träume, um dann dort in ihrer eignen Fiction-Welt wunderbare und unglaubliche Dinge zu erleben.

 

Wie funktioniert Fan Fiction?

 

Die Fan Fiction ist so alt, wie das Fantum selbst. Es ist wohl eines der sonderbarsten Ausdrucksformen, die im Internet zu finden ist. Das Prinzip ist eigentlich immer das gleiche: Fans schreiben Fiction-Geschichten über ihre Idole oder Lieblings Filme und Bücher, um sie dann auf Internet Foren mit Gleichgesinnten zu teilen. Man findet dort alles: von der Harry-Potter Fan Fiction über amouröse Geschichten über die Nationalmannschaft bis hin zu pornografisch angehauchten Geschichten zu Lieblings Musikern. Die bekanntesten Plattformen sind hierfür wattpad.com, myfanfiction.net oder fanfiktion.de. Dabei gibt es natürlich auch unterschiedliche Themen: Von homosexuellen Romanzen zwischen Casper und Thees Uhlmann bis hin zum klassischen „Musician meets girl“-Thema. Fan Fiction im Bereich Musik ist dabei noch verhältnismäßig klein, hingegen Fan-Fiction zu den Filmen Harry Potter und Twighlight gibt es wie Sand am Meer. Ungefähr 650 000 Texte findet man zu den Potter-Filmen, wie gig.de berichtet.

 

Die typische Story

 

Trotz aller Vielfältigkeit der Fan Fiction gibt es eine typische Geschichte, die man auf den Foren in tausend verschiedenen Variationen finden kann. „Die Fan Fiction-Community wird hauptsächlich von Frauen und Mädchen regiert, kommentiert und genutzt. Vielleicht sind eben deshalb die Protagonisten der Fan Fiction meist weiblich“, schreibt noisey. Die Protagonistin ist- wie ist es anders zu erwarten- hübsch, sexy und dabei richtig schüchtern. Natürlich ist sie sich ihrer Schönheit nicht im geringsten bewusst, ein typisches graues Mäuschen eben. Außerdem ist sie unheimlich naiv und ungeschickt, aber auf eine liebenswerte Art und Weise. Der Held der Geschichte ist natürlich das jeweilige Idol, der Verfasserin. Egal ob Cro, Casper oder Kraftklub am Ende sind sie der Retter des kleinen Mädchens. Die Story läuft dabei immer nach gleichem Prinzip ab: Das Mädchen stolpert aufgrund ihrer Tollpatschigkeit, Alkohol oder Drogen in eine scheinbar ausweglose Situation, aus der sie gerettet werden muss. Hier kommt dann das Idol ins Spiel. Er kommt dem völlig überforderten Mädchen zu Hilfe ohne, dass sie eine Ahnung hat, wem sie denn jetzt eigentlich gegenübersteht. Richtig unschuldig eben und schon fast ein bisschen dümmlich. Wie es der Zufall nicht anders will, verlieben sich die Beiden ineinander-Kitsch pur!

Trotzdem scheint dieses Modell Erfolg zu haben. Das beweist vor allem der weltweit bekannte Roman und die erfolgreichste Fan Fiction Geschichte: 50 Shades of Grey. Keiner will das Buch gelesen haben, Bescheid wissen wir trotzdem alle. Auch hier trifft das naive graue Mäuschen auf den reichen Herr Grey. Eine Liebesgeschichte entwickelt sich – wenn auch eine der besonderen Art. Diese Geschichte beweist, kennt man eine, kennt man alle.

 

Fan Fiction – Eine Realitätsflucht

 

Fan Fiction ist eine ganz besondere Art zu schreiben, das steht fest. Manchmal ganz schön zu lesen, aber meistens ist es doch etwas absurd und realitätsfern, was man auf den Internetportalen der Fan-Fiction-Community so findet. Das Niveau der Geschichten ist breit gefächert. Jedem ist es möglich, seine Geschichten mit der Öffentlichkeit zu teilen, demnach findet man oft auch grausame Grammatik und üble Rechtschreibung. Auf der anderen Seite gibt es aber genauso gut geschrieben Storys oder ganze Romane. In den Medien wird sich über die Bewegung oft lächerlich gemacht, dabei sollte man sich so schnell keine Meinung über dieses Phänomen bilden.

Die Fan Fiction ist eine kontroverse Form des Ausdrucks, so viel steht fest, und man darf dabei eben nicht alle Künstler über einen Kamm scheren. Wenn wir ehrlich sind, hat doch jeder schon seine eigenen Fan-Fiction-Geschichten erträumt. Vielleicht stehen sie in den Tagebüchern unsrer Kindheit oder kamen in einer unsrer unendlich viele Tagträumereien vor. Ob man solche Fantasien schriftlich festhalten und mit der Öffentlichkeit teilen möchte, bleibt dann jedem selbst überlassen. Fest steht, die Fan Fiction ist eine Flucht aus der realen Welt hinein in eine fantastische Welt, in der Träume wahr werden: Die Chance seinem großen Idol endlich auch auf privater Ebene näher zu kommen.

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Bildquelle: Jared eberhardt über  CC by 2.0