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Fotos: Diese Gegenstände lassen Flüchtlinge auf ihrem Weg zurück

Flüchtlinge sind für uns alle mittlerweile nicht mehr nur irgendwelche Menschen, die irgendwo auf der Welt aus ihrer Heimat fliehen. Sie sind unsere neuen Nachbarn, neue Mitglieder unserer Heimatorte und vielleicht auch schon zu unseren neuen Freunden geworden. Die Situation für uns ist relativ einfach. Wir sitzen in unseren warmen Wohnungen und betrachten die Flüchtlingsheime aus dem Fenster. Beim Essen mit Freunden wird ab und an darüber diskutiert, was man tun kann, um diese Menschen bei uns Willkommen zu heißen – oder auch nicht. So ist die Situation für uns.

 

Wo ist Heimat?

 

Für die andere Seite, für die Seite der Geflüchteten, sieht die Situation anders aus. Sie sind nicht mehr in ihrer gewohnten Heimat und leben meistens auch nicht in ihrer eigenen, warmen Wohnungen. 3,475,270 Menschen sind laut dem UN-Flüchtlingskommissariat allein in Europa auf der Flucht. Von Januar bis August 2015 – so das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – beantragten 256.938 von ihnen Asyl in Deutschland. Wir betrachten diese Zahlen und versuchen sie einzuordnen. Aber irgendwie sind sie trotzdem abstrakt. Das, was nicht abstrakt ist, sind die Erzählungen und Fotos der Menschen, um die es bei diesem Zahlensalat eigentlich geht.

 

Was zurückbleibt

 

Fernseher an. Auf jedem beliebingen Sender sind Geschichten rund um die Flucht der Menschen thematisiert. Manchmal ziemlich unsensibel. Das Bild des toten Flüchtlingsjungen Aylan am Strand von Bodrum sorgte für heftige Diskussionen. Darf man solche Bilder zeigen oder ist es skrupellos, die Geschichten der gezeichneten Menschen medienwirksam aufzuziehen? Der Fotograf Owieole hat mit seiner Bilderserie „What’s left behind“ einen anderen Weg gefunden. Auf seiner Reise rund um Izmir hält er mit seiner Kamera die Schicksale der Flüchtlinge fest, die über die Türkei weiter ins Innere Europas gelangen wollen.

Es ist nicht sein Ziel, den Menschen eine Kamera ins Gesicht zu halten und ihre erschöpften Gesichter abzulichten, erklärt er gegenüber ZEITjUNG. Er fotografiert das, was zurückbleibt: Kuscheltiere, Schwimmwesten oder Tickets, die von den Stationen einer langen Reise zeugen. Diese Gegenstände erzählen Geschichten, ohne das Tränen oder erschütterte Gesichter zu sehen sind. Wie Owieole ZEITjUNG erzählt, hat ihn dieses Projekt sehr bewegt und er will mit seinen Bilder das Thema Flucht personalisieren, ohne die „armen leidenden“ Geflüchteten abzubilden. Es sind Menschen, denen das passiert, sagt Owieole zum Schluss. Menschen, die auf ihrem langen Weg diese Dinge zurückgelassen haben.