Tribute von Panem Katniss

Girl Power: Wie Katniss Everdeen aus „Tribute von Panem“ unser Frauenbild verändert

ENDLICH! Durch das Dickicht von heroischen Kerlen hat sich eine Heldin durchgeboxt, die wir uns guten Gewissens zum Vorbild nehmen können: Katniss Everdeen. In der Trilogie „Tribute von Panem“ (Originaltitel „The Hunger Games“) stellt sie die Rollenbild-Stereotypen auf den Kopf – das wurde auch langsam Zeit!

 

Frauen? Im Film Fehlanzeige!

 

Im Alltagsleben sind Frauen (fast) überall, im Film leider viel zu wenig vertreten. Inzwischen gibt es belastbare Zahlen in Sachen Diskriminierung in der Filmindustrie. Das Geena Davis Institute on Gender enttarnte nach Auswertung von 120 Kinofilmen, die zwischen 2010 und 2013 auf die Leinwand kamen, das Ausmaß der Unterrepräsentation: Nur 31 Prozent der mit Namen bedachten Charaktere waren weiblich. Mit Frauenhauptrollen besetzt wurden gerade mal 23 Prozent der Filme. Und lediglich in 7 Prozent der Produktionen führten Frauen Regie. Folglich sind Filme ein Abbild männlicher Welt- und Wertvorstellungen. Die wenigen Frauenrollen sind zu oft klischeebehaftet, lebensfern und als Vorbilder selten geeignet. Um diesen Umstand zu parodieren, hat sich die Komikerin Alison Bechdel einen Test ausgedacht. Der Bechdel-Test hat drei Regeln:

– im Film kommen mindestens zwei Frauen vor, welche auch einen Namen haben,
– die miteinander reden,
– und zwar über etwas anderes als Männer.

Klingt einfach? Ist es aber nicht. Jahr für Jahr scheitern Blockbuster-Produktionen und Arthouse-Movies an diesen drei einfachen Grundregeln. Die „Tribute von Panem“-Trilogie schafft den Test locker. Und noch eins: Auf der Leinwand wird Katniss von Jennifer Lawrence verkörpert. Die Schauspielerin machte kürzlich Schlagzeilen, nachdem sie öffentlich über das Gender Pay Gap in Hollywood sprach und so den Unterschied zwischen dem Verdienst von männlichen und weiblichen Schauspielern kritisierte. Sie hat sich schon eine Scheibe Mut von Katniss abgeschnitten!

 

Das Besondere an Katniss

 

Die 16-jährige Protagonistin Katniss ist auf den ersten Blick nicht sonderlich sympathisch. Sie ist barsch, feindselig, berechnend und manchmal endet eine Begegnung mit ihr sogar tödlich. Die Welt um sie herum ist nicht minder düster. Die Autorin der Trilogie Suzanne Collins zeichnet das Bild einer postapokalyptischen Dystopie, in der der Höhepunkt des Jahres die sogenannten Hungerspiele sind. Bei den „Spielen“ geht es ums nackte Überleben. Freiwillig macht das niemand, außer Katniss. Sie setzt sich gegen 22 andere Kontrahenten durch, und das mit einer intellektuellen Überlegenheit und Brutalität, die für weibliche Figuren bis vor Kurzem undenkbar war. Das lässt andere Buch- und Filmprotagonistinnen blass aussehen. Im Vergleich zu einer anderen beliebten Hauptfigur, Bella Swan aus der Bis(s)-Reihe (Originaltitel Twilight), sind Katniss Qualitäten viel bewundernswerter. Bella schmachtet nur ihrem Vampir-Lover nach. Katniss kämpft für sich, andere und ihre Ideale. Sie klingt hart, doch die Kriegerin hat auch weiche Seiten. Katniss liebt, schützt und startet schließlich eine Revolution im eigenen Land.

 

Das gesellschaftliche Vermächtnis von „Tribute von Panem“

 

Die starken Frauenrollen haben eine Wirkung, die sich spätestens in der nachwachsenden Generation manifestieren wird. 2014 zeigte eine Studie des Meinungsforschungsinstituts The Pineapple Lounge aus England, welche Rollenvorstellungen 8- bis 14-jährige Mädchen haben. Die Befragten wählten Katniss Everdeen auf Platz 1 ihrer Vorbilder. Auf Platz 2 landete Hermione Granger („Harry Potter“), abgeschlagen auf Platz 3 Matilda (aus dem Film „Matilda“). Die Ergebnisse verdeutlichen, welche Werte Frauen von morgen haben werden: Stärke, Mut, Intellekt, Entschlossenheit und auch ein bisschen Tollkühnheit.

Die Bücher waren weltweit ein Erfolg und schafften es kurze Zeit später ins Kino. Aktuell läuft noch der finale Teil „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“. Die Trilogie gibt es übrigens auch als Hörbuch. Vertont hat sie ebenfalls eine Powerfrau – die Synchronsprecherin Maria Koschny, der im letzten Jahr der Deutsche Hörbuchpreis als „Beste Interpretin“ verliehen wurde.

 

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Bildquelle: Jennifer Lawrence Films unter Public Domain Mark 1.0