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Generation Dauer-Single: Wer kümmert sich im Alter um uns?

Die Einsamkeit vor allem älterer Menschen in Deutschland wird nicht abnehmen

 

Im Jahr 2011 lebten laut Statistischem Bundesamt rund 20% der Bevölkerung in Deutschland alleine, nach der sogenannten Trendvariante wird die Zahl bis 2030 auf 23% steigen. Ab dem Rentenalter ist die Quote dabei im Vergleich deutlich höher als in anderen Altersgruppen. Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher ist es also, dass wir unsere vier Wände mit niemandem teilen. Das liegt einerseits daran, dass unsere Bevölkerung immer älter wird und mit dem Alter auch die Gefahr steigt, dass Kontakte verloren gehen oder unsere Liebsten schlicht vor uns das Zeitliche segnen. Andererseits ist Einsamkeit auch der Preis der modernen Gesellschaft. In Zeiten, in denen die Selbstverwirklichung an oberster Stelle steht, die Familienstrukturen oft sehr locker sind und Wohnorte ständig wechseln, ist es schwierig, enge Beziehungen aufrecht zu halten. Die sozialen Medien leisten dazu ebenfalls ihren Beitrag: es ist wahnsinnig verlockend, sich die Bestätigung, die wir brauchen einfach bei Fremden zu holen, statt sie uns mühevoll bei Freunden zu erarbeiten. Wenn wir aber jetzt schon so lose mit Beziehungen umgehen, wie wird es unserer Generation dann erst ergehen, wenn wir alt sind und alles mehr Mühe kostet? Eigentlich war es – gerade auch durch die Sozialen Medien- noch nie so einfach, Freundschaften zu pflegen. Das könnten wir nutzen.

 

Wir könnten besser aufeinander aufpassen

 

Wann hast du dir das letzte Mal ernsthaft Gedanken gemacht, als du länger von jemandem in deinem engen Freundeskreis nichts gehört hast? Ja, richtig. Das ist eigentlich nicht ungewöhnlich. Natürlich gibt es die Menschen, die sich einfach länger zurückziehen, bis sie irgendwann plötzlich wieder präsent sind. Und natürlich gibt es die, von denen wir öfter Lebenszeichen bekommen als von anderen. Aber sollte nicht jeder zumindest ein paar von diesen Menschen in seinem Leben haben, die sich tatsächlich die Mühe machen nachzuhaken, wenn sie ungewöhnlich lange nicht von uns hören? Gemeint sind hier nicht paranoide Stalker, die sofort gefühlt hundert Fragezeichen schicken, wenn man nicht innerhalb von Sekunden zurück schreibt.

Gemeint sind die paar Menschen, mit denen der Kontakt eben nicht ganz so unverbindlich ist. Diese bestimmten Menschen, die uns nicht vergessen, auch wenn wir uns nicht täglich melden. Die Sorte Freunde, die tatsächlich auf die Nachricht wartet, dass du nach einer durchtanzten Nacht gut zu Hause angekommen bist. Die, die dir dann auch mal hinterhertelefonieren, wenn es sein muss. Freunde, die manchmal auf ein persönliches Treffen bestehen, nur um sich zu versichern, dass alles gut ist, weil sie ein komisches Gefühl hatten. Jeder von uns sollte ein paar von diesen Menschen im Leben haben und für ein paar genau diese Art Freund sein.

Wahrscheinlich gibt es keine Musterlösung, damit wir nicht enden, wie Norbert Elias es so treffend voraussagt: „Jeder von ihnen ist, mitten unter Menschen, in höchstem Maße einsam und allein.“ Aber zumindest für das Hier und Jetzt können wir uns vornehmen, bei ein paar wichtigen Menschen ein kleines bisschen verbindlicher zu sein. Vielleicht schaffen wir es so, wichtige Beziehungen aufrecht zu erhalten, bis wir in alt und gebrechlich im Schaukelstuhl sitzen und stricken. Wenn wir es dann geschafft haben, so lange aufeinander aufzupassen, dann müssen wir einfach nur genau so weiter machen. Und bevor wir alleine und einsam sind, teilen uns unsere vier Wände einfach in WGs oder als Nachbarn mit alten Freunden. Das wären doch ganz schön beruhigende Aussichten.