Istagram Selbstversuch

Wie diese Künstlerin alle auf Instagram verarscht hat

Um auf Instagram erfolgreich zu sein, bedarf es einige goldene Regeln: Nach dem Aufstehen wird der Cappuccino nicht einfach runtergezogen, sondern erst für den täglichne „Guten-Morgen-Post“ von mindestens drei Seiten abgelichtet. Anschließend zieht man nicht irgendeinen Schlabberpulli – weil Winter – aus dem Schrank, sondern ein Outfit, das man auf Instagram wirksam in Szene setzen kann. Vor dem Schlafengehn kann man wahlweise ein super süßes Pyjamabild oder ein sexy Unterwäschebild posten, um sich vom Tag zu verabschieden. Na dann, gute Nacht.

Wenn diese Instagram-Trends in meinem Freundeskreis besprochen werden, schüttelt eigentlich jeder automatisch den Kopf. „Ich kann nicht verstehen, warum so viele Leute diese Bilder liken“, wird beteuert. Jaja. Wenn niemand diese Art von Bildern liken würde, wären Kim, Kanye und Bärbel-Babette wohl kaum so erfolgreich, oder? Nackt, romantisch, Kaffee, Avocado – das sind die Bildinhalte, durch die Instagrammer im 21. Jahrhundert ihr Geld verdienen. Und zudem auch die Bildinhalte, die auf genug Istagram-Accounts meiner Freundinnen anzutreffen sind – obwohl natürlich niemand diejenige gewesen sein will, die die Bilder von Kim und Co. geliked hat.

 

Let’s try something

 

Die Künstlerin Amalia Ulman postet auf Instagram sonst nur Dinge, die so gar nicht den typischen Instagram-Trends entsprechen. Bilder, die künstlerisch zwar einen hohen Anspruch haben, aber den Followern auf gut deutsch am Arsch vorbei gehen. Im April letzten Jahres ändert sie ihren Kurs und postet ein Bild mit dem Satz „Part 1“ und der Bildunterschrift „Excellence & Perfections“. Danach folgen Bilder von Amalia in süßer Spitzenunterwäsche, neckischen Selfies im Spiegel oder Fotos von Amalias Frühstück. Die Bilder finden Anklang, denn die Anzahl ihrer Follower steigt. Mehr nackte Haut, mehr süße Outfits, mehr Selfies, mehr Follower. Nach fünf Monaten mit zahlreichen „super süßen Instagram-Bildern“ lädt die gebürtige Argentinieren dann ein Bild mit der Worten „The End“ auf ihren Instagram-Account. The End? Mit diesen Worten beschreibt die 26-Jährige Amalia nicht das Ende der Welt, sondern das Ende eines Social-Media-Experimentes. Ihres Social-Media-Experimentes, das zeigen soll, was auf Instagram und Co. wirklich abgeht.

Mit den Bildern setzt Amalia ein Statement und findet eine besondere Art, der narzisstischen Social-Media-Welt den Spiegel vorzuhalten. Von 2008 bis 2011 war Amalia Kunststudentin an der Central Saint Martins in London. Um zu zeigen, was Gen-Y wirklich sehen will, begibt sich Amalia in verschiedene Rollen und probiert alles aus, was die famous Insta-It-Girls so erfolgreich macht: Zuerst gibt sie sich als It-Girl in Los Angeles aus, dann probiert sie es mit der Rolle des Bad-Girls aka Miley Cyrus. “I spent a month researching the whole thing. There was a beginning, a climax and an end. I dyed my hair. I changed my wardrobe. I was acting: it wasn’t me“, sagt sie gegenüber The Telegraph. Mit dieser Art von Kunst, die jetzt auch in einem Museum ausgestellt werden soll, hat es Amalia hoffentlich geschafft, einige Augen ein bisschen weiter zu öffnen. Wir finden: Daumen hoch für dieses Experiment.

So sehen die Bilder aus, die normalerweise auf Amalias Instagram-Account zu finden sind:

https://instagram.com/p/BAg-pu3FV2x/

Das sind die Posen und Bilder, die Amalia in ihr Experiment einfließen lässt:

 

https://instagram.com/p/or2OnqlVwc/