Ludwig Trepte: „Das gleicht manchmal schon der Schizophrenie“

Liebe auf den ersten Blick ins Drehbuch?

Ich fand das Buch großartig, als ich es das erste Mal gelesen habe. Matthias hat unfassbar gute Arbeit geleistet. Ich kannte die Boys ja davor gar nicht und habe das Buch gelesen und direkt gemerkt, dass da jemand ist, der sehr feinfühlig eine Generation beschreibt – sehr sensibel, sehr gut beobachtet. Natürlich arbeitet Matthias auch mit Stereotypen, aber Klischees kommen ja nicht von ungefähr. Ich mochte die Balance in der Geschichte und natürlich die Figur Danny. Er ist jemand, der im Leben fremdbestimmt handelt, der sich unwohl und beziehungslos fühlt in der großen Stadt. Selbst wieder daheim in seinem Heimatort hat er trotzdem nicht das Gefühl von Heimat, da er merkt, dass da was in ihm brodelt. Die Frage nach dem Unterschied zwischen Selbstbestimmtheit und Fremdbestimmtheit hat mich wirklich interessiert.

Dein Vater ist ebenfalls Künstler, inwiefern hat dich das auf deinem weiteren Werdegang geprägt und beeinflusst? 

Mein Vater hat mich natürlich total beeinflusst. Deshalb ist die Frage interessant, ob ich als Ludwig das mache, was ich auch wirklich machen will. Also wie viel Selbstbestimmtheit oder Konstrukt von Dingen, die ich anhand meiner Backstory und meiner Erziehung habe, dahinterstehen.

Egal ob selbstbestimmt oder nicht – glaubst du, dass du das tust, was du tun möchtest?

Inzwischen glaube ich das, ja. Aber das zu erkennen, war ein Prozess. Auch ich bin geprägt von Verhaltens- und Glaubensmustern.

In älteren Interviews hast du erzählt, dass du gerne dein Abi nachholen würdest und dich für die Studienrichtungen Philosophie, Anthropologie, Geschichte interessierst. Bietet der Job Schauspielern nicht genügend geistigen Input oder hast du einfach zu viele Interessen, die du gerne abdecken wollen würdest?

Ich habe definitiv zu viele Interessen und einfach zu viel Obsession nach Wissen. Gerade finde ich das Thema Hirnforschung zum Beispiel unfassbar interessant.

Strebst du nach etwas Höherem?

Ich würde nicht sagen, dass ich nach Höherem strebe. Mir wird einfach oftmals schnell langweilig und ich habe den Wunsch, mein ganzes Potential entfalten zu können. Ich glaube, dass jeder Mensch, sehr viel mehr leisten kann und sehr viel mehr an Potential hat, als er glaubt, nur nutzen wir das leider viel zu wenig. Die Tatsache, dass ich das weiß und nutzen sollte und auch kann, treibt mich an, immer mehr machen zu wollen.

Gab es bei dir also den Entscheidungsprozess zwischen Studieren und Schauspielern oder war die künstlerische Richtung immer geplant?

Es war alles mehr ein schleichender Prozess. Ich habe mit 13 Jahren, meinen ersten Film gedreht, aber so richtig geklickt hat das erst mit 16 durch einen bestimmten Regisseur, der mir einfach das Filme machen und die Art, Geschichten zu erzählen sehr nahe gebracht hat. Mich hat natürlich auch immer schon mein Vater sehr geprägt. Mein Vater ist Sänger und die Art und Weise, wie er mit Gefühlen und Musik umging fand ich atemberaubend und das tue ich auch heute noch.

Was bedeutet für dich Heimat und Zuhause sein?

Ganz klar: Familie!

Ludwig Trepte ist also durch und durch Familienmensch?

Ich mag die Vorstellung davon sehr gerne und ich finde die Idee und das Bild von Familie extrem schön, weil es einfach so ein vertrauter Hafen ist.

Du hast in deinem jungen Alter schon eine kleine Familie gegründet. Du bist verheiratet und hast eine fünfjährige Tochter. Inwiefern glaubst du, dass es dein künstlerisches Leben beeinflusst hat?

Es beeinflusst mein Leben natürlich insoweit, dass ich schon früh ganz anders reflektieren und hinterfragen musste. Man hat plötzlich Verantwortung. Natürlich eine schöne Verantwortung. Man muss auf einmal anfangen, viel rationaler zu denken, viel. Die Haltung zum Leben verändert sich ganz plötzlich und man stellt sich viel mehr die Frage, um was es eigentlich geht. Man verliert selbstverständlich ein Stück von Freiheit und Autonomie und ein Stück weit Netzwerk, weil man nicht mehr jeden Abend Leute treffen kann. Aber man gewinnt natürlich viel mehr.

Danny kommt im Film sehr nachdenklich und analysierend rüber. Wie viel davon steckt in dir? Bist du ein typischer Nachdenker, der alles ewig dreht und wendet?

Ich bin manchmal viel zu verkopft, hirnlastig und verstandesgeprägt. Ich versuche dann alles zu konstruieren, vielleicht wäre Bauch da besser.