London Anschlag Interview Collage

Junge Londoner über den Anschlag: „Wir müssen weiterleben. Egal, was passiert.“

Der Terroranschlag am Mittwoch in London erschüttert ganz Europa. Noch sind nicht alle Details bekannt, aber das wissen wir bisher: ein Mann ist mit einem Geländewagen in eine Gruppe von Menschen auf der Westminster Bridge gefahren und hat dabei zwei Personen getötet. Dann lief er mit einem Messer bewaffnet weiter zum Parlamentsgebäude, wo er einen Polizisten erstach. Erst danach wurde der Attentäter erschossen. Etwa vierzig weitere Menschen wurden bei dem Anschlag außerdem noch verletzt. Der Täter war nach neuesten Informationen der 52-Jährige Brite Khalid Masood, der zwar einen kriminellen Hintergrund hatte, aber noch nie mit Terror in Verbindung gebracht wurde. Ob er wirklich im Auftrag des IS gehandelt hat, wie die Terrororganisation selbst behauptet, ist noch nicht klar.

Inzwischen ist die Westminster Bridge sogar schon wieder für den Verkehr geöffnet. Die Stimmung ist allerdings noch immer sehr angespannt. Wir haben vier junge Londoner gefragt, wie es ihnen jetzt nach der Tat geht.

 

Natasha, 23, Graphic Design Studentin

„Ich bin verärgert, ich fühle mich schrecklich und es tut mir so leid für die betroffenen Menschen. Ich denke, so fühlt sich wahrscheinlich im Moment jeder. Vermeiden kann man diese Dinge eigentlich nicht. Ich meine, ich könnte auch die Straße entlanggehen und von einem Stein erschlagen werden, der vom Himmel fällt. Ich versuche jetzt einfach, nicht in Panik zu verfallen und hoffe auf das Beste. Die U-Bahn werde ich jetzt erstmal nicht benutzen, das ist aber auch alles. Wir müssen weiterleben, egal was passiert. Vielleicht liege ich damit aber auch total falsch, keine Ahnung.“

 

Azzane, 21, Studentin der Kustgeschichte

„Ich war nur 15 Minuten vom Anschlagsort entfernt und habe auch die ganzen Polizeiautos gesehen. Anscheinend denkt man in solchen Situationen, dass einem selbst nichts Schlimmes passiert. Das war aber nur so, bis ich mehr über den Vorfall gehört und gesehen habe, bis rauskam, dass unschuldige Zivilisten verletzt wurden – ich glaube, dann hat es angefangen, sich echt anzufühlen. Ich habe mich verletzlich gefühlt und hatte auch Angst.

Ich habe Nachrichten von den Leuten von zu Hause bekommen – ich selbst habe niemandem was geschickt, ich habe einfach angenommen, dass die Leute, die ich kenne, eh nicht dort sind, weil es eher ein Platz für Touristen ist. Aber ja, ich fühle mich jetzt schon unsicherer und verletzlicher, weil man ja nicht weiß, ob es jetzt auch andere Anschläge geben wird, in der U-Bahn zum Beispiel. Andererseits scheint es ja ein politisch motivierter Anschlag gewesen zu sein und da ich nicht mitten in London wohne, fühle ich mich sicherer; aber trotzdem ist es angsteinflößend und beunruhigt mich.“