Kredit immer noch Status

Kreditkarten – immer noch Statussymbol?

Über einige Jahrzehnte hinweg war die Kreditkarte ein Statussymbol. „Bezahlen Sie einfach mit Ihrem guten Namen“ – wer keine bekam, musste sich frage, ob er einen schlechten Ruf habe. Nachgewiesene Mindesteinkommen waren die Voraussetzung. Wer das Plastikgeld im Portemonnaie trug, gehörte einer kleinen, exklusiven Minderheit an. Und heute? Kreditkartenvergleichsportale wie www.kreditkartekostenlos.de haben aus dem ehemals begehrten Kärtchen eine Massenware gemacht, für weder Einkommen nachgewiesen werden müssen, noch ein Jahresbeitrag fällig wird. Aber natürlich haben die Kreditkartenemittenten gegengesteuert. Schließlich wollen Sie den ehemals Umworbenen auch weiterhin das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein.

 

Unterschiedliche Farben für unterschiedliche Bedürfnisse

 

Der erste Schritt war die Einführung einer goldenen Kreditkarte, die nicht nur teuer war, sondern auch noch allerlei Assistancen bot. Damit war die alte Ordnung fast wieder hergestellt, aber nicht für lange. Inzwischen gibt es auch Goldkarten ohne Jahresgebühr für (fast) alle. Und so wurde die Skala erneut nach oben erweitert. Es folgten, jetzt allerdings einkommensabhängig, schwarze Karten, Platinum Cards und für einen sehr handverlesenen Personenkreis die Centurion Card von American Express. Diese Karte beantragt man nicht. Man wird dazu eingeladen, Sie zu benutzen. Die Voraussetzungen sind eher marginal. Die Jahresgebühr für die teilweise aus Titan hergestellte Karte beläuft sich auf rund 2.000 Euro. Voraussetzung für die Einladung ist ein Jahresumsatz von mindestens 500.000 Euro mit einer der kleinen Schwestern. American Express ist aber nicht der einzige Exklusivanbieter. Die schweizerische UBS bietet Kunden mit einer Einlage ab fünf Millionen Schweizer Franken die Black VISA an. Die Kosten sind im Vergleich zur Centurion Card allerdings fast ein Schnäppchen. Die Jahresgebühr beträgt nur 1.000 Franken, die Einrichtung 500 CHF.

 

Kreditkarten für alle?

 

Die Abschaffung von Bargeld, in der letzten Zeit wieder verstärkt in der Diskussion, hätte durchaus zur Folge, dass die Anzahl der in Deutschland ausgegebenen Kreditkarten weiter ansteigt. Im Jahr 2015 waren immerhin 29 Millionen Karten in Umlauf. Nun erhält allerdings nicht jeder Bürger in diesem Land eine Kreditkarte. Bei definitiv schwacher Bonität lehnen auch die massiv werbenden Emittenten, die auch schon mal Studenten mit 400 Euro Minijob einen Kreditrahmen von 3.000 Euro einräumen, den Antrag ab. Darüber hinaus ist die Vergabe einer klassischen Kreditkarte an unter 18Jährige ebenfalls verboten. Minderjährige dürfen keinen Kredit aufnehmen. Das ist auch gut so, denn die Verschuldung junger Menschen hat von 2012 bis 2015 um 30 Prozent zugelegt, wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet. Welche Alternative böte sich bei der Abschaffung von Bargeld? Bankkarten können zwar zum Bargeldbezug am Automaten genutzt werden, sind aber nicht bezahltauglich im Einzelhandel. Kaum eine Pizzeria wird sich darauf einlassen, dass der Kunde den Rechnungsbetrag überweist. Bitcoins haben auch noch nicht die Akzeptanz, dass sie überall eingesetzt werden können, im Gegenteil, der Hype flaut gerade wieder ab.

 

Was bleibt also?

 

Die Lösung findet sich bei Prepaid-Karten. Diese funktionieren wie ein Prepaid-Handy. Erst muss ein Guthaben auf die Karte gebucht werden, dann kann der Einsatz wie bei einer klassischen Kreditkarte erfolgen. Diese Karten waren in erster Linie für Personen mit schlechter Schufa gedacht, werden inzwischen aber auch an Jugendliche ausgegeben. Ein Emittent setzt als Mindestalter sieben Jahre voraus. Aber da ist er schon wieder, der kleine Klassenunterschied. Klassische Kreditkarten sind hochgeprägt, sprich, die Kreditkartennummer ist erhaben. Bei Prepaidkarten entfällt die Hochprägung – der Karteninhaber ist als Erwachsener sofort als „schwache Bonität“ vorverurteilt. Dass Prepaidkarten auch für Menschen mit sehr guter Bonität Sinn machen können, gerät hier in Vergessenheit. Losgelöst von der Frage „Bargeld abschaffen – ja oder nein?“ bleibt die Tatsache, dass Prepaidkarten eine durchaus sinnvolle Erfindung sind. Sie erziehen auch zu einem gezielteren Einsatz mit dem Plastikgeld. Es verleitet durchaus dazu, einzukaufen, auch wenn das Geld knapp ist.

Unseren Eltern waren Kreditkarten in den siebziger Jahren häufig noch verwehrt, weil sie die Einkommensgrenzen nicht trafen. Uns werden sie, obwohl wir statistisch gesehen weniger als unserer Eltern verdienen, geradezu hinterhergeworfen.

 

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Bildquelle: Fabian Blank via Unsplash unter cc0