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Liebe Politiker, lasst die Bullshit-Laberei und redet endlich Klartext!

Euer Einheitsbrei als Nährboden für die Rechten

 

Das zweite große Problem neben der Unverständlichkeit ist nämlich die Gleichheit. Diese ganzen Phrasen sind nicht nur ermüdend und unverständlich, sondern wiederholen sich ziemlich oft. Und das nicht nur bei einer Person, sondern bei ziemlich vielen Menschen von mehreren Parteien. Auch die Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe meint in ihrem Buch „Das demokratische Paradox“, dass die fehlende Streitkultur und die Annäherung der Parteien dafür gesorgt haben, dass so viele Menschen bei Politik abschalten. Damit spielte sie vor allem darauf an, dass alle Parteien etwas mehr in die politische Mitte gerückt sind. Jetzt kommt noch dazu, dass sie diese schon nicht mehr ganz klaren Positionen auch noch mit komplizierter Sprache ausdrücken, die letztendlich ein großer Einheitsbrei wird. Davon möchte dann wirklich keiner mehr was wissen, bis die Rechten kommen. Mouffe sieht diese Annäherung und das Desinteresse nämlich als optimalen Nährboden für rechte Parteien. Diejenigen, die beim Einheitsbrei abschalten, werden erst wieder hellhörig, wenn eine rechte Partei kommt und ihnen in holzschnittartiger Einfachheit die Welt erklärt.

 

„Gabriels Mittelfinger habe ich innerlich Beifall geklatscht“

 

Damit will ich nicht sagen, dass ihr nur noch Parolen rufend durch den Bundestag demonstrieren sollt. Populistische Rhetorik spricht zwar an, das heißt aber nicht, dass ihr sie übernehmen sollt. Überdenken müsst ihr eure Sprache und eure gesamte Kommunikation trotzdem. Als Sigmar Gabriel einer Gruppe Nazis, die ihn persönlich beleidigte, während er sich mit einem jungen Syrer unterhielt, den Mittelfinger entgegenstreckte, habe ich innerlich Beifall geklatscht. Ja, man kann in Frage stellen, ob das für einen stellvertretenden Bundeskanzler angemessen ist. Oder man freut sich über ein unmissverständliches, klares Zeichen. Nachdem die AfD in Sachsen-Anhalt zweitstärkste Partei wurde, kam SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Pähle in einem „FCK NZS“ T-Shirt zur Landtagssitzung. Auch hier fragten sich Presse und Kollegen, ob denn eine solche Bekleidung der Ernsthaftigkeit eines solchen Ortes gerecht wird. Ich denke, klare Statements – seien sie noch so unorthodox – sind besser, als die immer gleichen Phrasen.

Ihr müsst euch mit den Menschen, deren Enttäuschung von euch ihr Grund dafür ist, AfD zu wählen, auseinandersetzen. Und zwar in einer Sprache, die auf den Punkt bringt, worum es geht und was ihr darüber denkt.
Damit wäre uns allen geholfen. #thankmelater

Bildquelle: Patrick Humphries unter CC BY-ND 2.0

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