Für mehr Schlagfertigkeit im Alltag

Von Barbara Forster

Wurdet ihr heute schon dumm angemacht? Und habt ihr euren Ärger wieder mal einfach runtergeschluckt? Die passende Antwort fiel euch wie immer zu spät ein – irgendwann auf dem Weg nach Hause? Damit ist jetzt Schluss! Zeit, sich Haare auf den Zähnen wachsen zu lassen.

Die besten Waffen sind immer noch Sarkasmus, Gegenfragen und unerwartete Nettigkeit. So oder so ähnlich könnten Alltagssituationen aussehen, die ihr vielleicht schon mal erlebt habt:

Die Bitch

Ein häufig auftretender Fall ist die Konfrontation mit gleichaltrigen Kontrahenten. Nehmen wir als Beispiel die Superzicke. Mit falschem Grinsen geht sie in der Uni auf euch zu und macht euch ein unerwartetes Kompliment: „Hey, schöner Pulli!“ Argwöhnisch erwidert ihr das breite Lächeln, wohl wissend, dass gleich ein Schlag ins Gesicht folgen wird: „Den hatte ich früher auch. Vor drei Jahren, als er noch nicht out war.“ Keep cool und calm down: Sucht nach Schwachstellen. Ist sie zum Beispiel so eine Mode-Bitch? Dann entgegnet ihr mit Blick auf ihre trendy Hose einfach: „Wie ich sehe jagst du immer noch verzweifelt jedem neuen Trend hinterher. Schon mal was von Vintage gehört?“ Bevor sie euch anspringt, macht ihr einen würdevollen Abgang.

Der Prof

Dann gibt es noch den überheblichen Uni-Professor. Weil man es nicht besser wusste, landet man in seinem Kurs, schreibt eine beschissene Hausarbeit und kann sich in der Sprechstunde obendrein noch sein Geschwafel reinziehen. („Vielleicht haben sie das falsche Studium gewählt?“) So. Fertig machen für den Gegenangriff! Der Fortgeschrittene kann jetzt sein gesamtes Repertoire an Fremdwörtern und Zitaten auspacken, aber Vorsicht: Euer intelligentes Gegenüber wartet nur darauf, dass ihr einen Fehler macht! Sicherer ist es, den Professor mit Fragen zu bombardieren. Lasst euch bewusst Zeit mit eurer Ansprache, denn die größten Redner schwören auf Kunstpausen: „Ihre Sorge ist zwar umsichtig, aber völlig grundlos. Haben Sie schon einmal einen Blick auf meine vorherigen Noten geworfen? Sie werden darunter nur Einsen und Zweien finden. Finden Sie das nicht seltsam?“ Okay, etwas hochnäsig, aber Gegenfragen verschaffen euch mehr Zeit zum Überlegen – und treiben den Professor fürs Erste in die Enge.

Die Kollegin

Oder die liebe aber neunmalkluge Kollegin im Büro. Um das Arbeitsklima nicht zu vergiften, muss man mit einer patzigen Antwort vorsichtig sein. Ein unerwartetes Kompliment ist die bessere Lösung. Wie bei der Superzicke ist es wichtig, sein Gegenüber genau einzuschätzen. Kann die Kollegin vorzüglich backen? Hat sie ein Faible für ausgeflippte Mode? Wissen ist Macht, also setzt dieses gezielt ein: „Hey Susi, für dein cooles Outfit kriegst du von mir einen Pluspunkt und auch deine Haare sehen toll aus! Aber ich fürchte, was diese Angelegenheit betrifft, weiß ich es besser.“ So weist ihr eure Kollegin stilvoll aber bestimmt in ihre Schranken.

Die Oma

Ähnlich verhält es sich mit älteren Leuten. Die meisten von ihnen sind harmlos, wenn sie mit blitzenden Goldzähnen unser Lächeln erwidern und schüchtern neben dem besetzten Platz in der U-Bahn warten. Junge, höfliche Menschen bieten natürlich freiwillig ihren Sitzplatz an. Unter den Senioren gibt es aber auch welche, die denken, ihnen gelte in allem das Vorrecht, einfach, weil sie älter sind. Ihr hattet beispielsweise noch keine Gelegenheit aufzustehen, da wettert die forsche Ego-Oma auch schon durch das gesamte Abteil, dass man den alten Leuten nicht die Plätze wegschnappen solle. Ungewollt wird man zum Mittelpunkt des Geschehens. Was tun? Den Platz verweigern? Oder aber ein Lächeln aufsetzen, der Omi Platz machen und sie in gespielt-säuselndem Ton in ihrer Meinung bekräftigen: „Sie haben ja so recht. Entschuldigen Sie meine Manieren, bitte setzen Sie sich.“ Während sich die Alte bestätigt fühlt, haben die intelligenten Gaffer um euch herum längst euren Sarkasmus bemerkt. Wenn noch Zeit für ein unerwartetes Kompliment ist, könnt ihr einwerfen, wie abgefahren ihr Omis Gehwägelchen findet. Sie wird es euch mit blitzenden Goldzähnen danken – vielleicht.

Natürlich ist man nicht vor jeder Situation gefeit. Wenn gar nichts mehr nützt, macht es wie Joko und Klaas: im Falle eines Falles immer Verwirrung stiften!