LeFloid Merkel Interview

#NetzFragtMerkel: LeFloid lässt die Gen-Y schlecht dastehen

Florian Mundt alias LeFloid, der Nicht-Claus Kleber unter den Youtubestars, ist in gewisser Weise ein inoffizieller Repräsentant für die Generation Y. Er ist einer dieser Digital Natives. Onliner, Innovator, Early Adopter und vielleicht ein kleines bisschen Trendsetter. Warum die Bundesregierung gerade ihn auserkoren hat, um die wundersame Welt der jungen Internetaffinen einzunehmen? Nun ja, vermutlich genau deswegen. Macht ja Sinn, das große Ziel des Bürgerdialogs bei einem von uns zu starten. So richtig gerecht geworden ist LeFloid seiner Vertreterrolle aber irgendwie nicht. Das sagt zumindest ein Großteil der Netzgemeinde.

Wird eigentlich mal Zeit, dass unsere Bundeskanzlerin als eine der Letzten das Internet für sich entdeckt. Was für uns noch viel alltäglicher ist als nur alltäglich, ist für die Bundesregierung der Durchbruch ins „Neuland“. Ein Ereignis der Zeitgeschichte. Unsere Bundesmami auf Youtube. Und warum jetzt? „Jetzt passt einfach gut, weil wir den Dialog mit den Menschen begonnen haben“, sagt Frau Merkel und meint damit vermutlich den Dialog mit diesen sonderbaren Menschen, die sich in diesem hypermodernen Internet rumtreiben. Dialogplattform soll die Website www.gut-leben-in-deutschland.de sein. Dahinter verbirgt sich eine schwarz-weiße Standardwebsite der Bundesregierung. Wenig fancy, wenig catchy. Mal ehrlich, wenn man die Digital Natives für sich gewinnen will, muss man schon ein bisschen mehr auffahren.

Starten wir mal mit einem Thema, das uns alle betrifft. Gutes Leben. Klar, heißt für mich viel Zeit für die schönen Dinge haben, wie gutes Essen, lange im Bett liegen, tanzen gehen und Lieblingsmenschen treffen. Wer jetzt dachte, Frau Merkel sieht das genau so, der hat sich geschnitten. Für unsere Frau Bundeskanzlerin bedeutet gutes Leben vor allem: arbeiten. Und das gerne mehr als 8 Stunden am Tag. Wir schütteln verständnislos den Kopf und LeFloid findet’s cool.

 

Das merkelsche Bauchgefühl

 

Wie steht denn Frau Merkel zu Whistleblowen? Wer hätte das gedacht, Frau Merkel möchte zumindest nicht in den Berufsstand des Whisleblowes wechseln. Mal davon abgesehen, hätte sie auch gar keine Zeit fürs whistleblowen so viel, wie die gute Frau arbeitet. Letztendlich müsse man eben mit diesen Wisleblowern leben. Sie sind eine Begleiterscheinung der Digitalisierung, die von der Bundesregierung eine Art Seiltanz abverlangt. Es ist eine sagen wir mal waghalsige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit. Auch zwischen Privatleben und Beruf muss unsere Bundesmami die Balance halten. Ihr merkelsches Bauchgefühl lässt sich dabei aber nicht von der Rolle der Bundeskanzlerin trüben: „Ich bestehe ja nicht nur aus Bauchgefühl, sondern auch aus Kopfgefühl“.

Was auf LeFloids Frage zum Freihandelsabkommen folgt, ist ein gefühlt 20-minütiger Vortrag darüber, ob es uns schnuppe sein sollte, ob der importierte American Cheeseburger eine Gurke mehr oder weniger hat. Es ist wie in der Schule, sobald der Lehrer mehr als 5 Minuten ununterbrochen redet, fangen wir an, aus den Radiergummikrümeln kleine Bällchen zu rollen oder bekritzeln den Block vom Nachbarn mit fies grinsenden Teufelchen. Ähnlich wie wir schweift LeFloid bei dem Gelaber ab und grummelt ab und an mal ein zustimmendes „Mh“, nickt und versucht mit einem „sehr cool“ vergeblich zu signalisieren, dass er zugehört hat. Weil unsere Bundesmami merkt, dass es eben nicht so ist, gibt es direkt die Klatsche. Dass er noch nie so eine konkrete Aussage von Frau Merkel über das Abkommen gelesen hat, liege schlichtweg daran, dass er ihr scheinbar nicht immer richtig zuhöre. Erwischt!

 

LeFloid ist eben kein Profi

 

Sagen wir es mal in unseren Worten: Merkel ist es schnurz piep egal, ob sie In ist, oder nicht. So etwas wie das Obama-Image gibt es für die Bundeskanzlerin nicht. Sie ist eben Vollblutkanzlerin. Und ganz wichtig: Sie hat keine Berührungsängste! Mit einem kleinen Zwinkern erzählt sie, dass sie schon Videokonferenzen über Google Hangouts macht. So etwas wie einen Merkelrundfunk kann man sich auch vorstellen. Eine eigene Fernsehshow soll es aber bitte nur mit Fragestellern geben, die fragen, was Frau Merkel will. Ist doch klar!

Warum LeFloid die Gen-Y in einem schlechten Licht dastehen lässt? Für die Netzgemeinde auf Facebook, Twitter und Co. war er einfach zu zaghaft, zu zurückhaltend, nicht bissig genug. LeFloid war für viele eben eine dieser Interneterscheinungen, denen wir alles zugetraut hätten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, wenn eine Youtube-Großklappe auf eine meisterlich trainierte Politikerin trifft. Das Problem ist, dass wir einfach zu viel von ihm erwartet haben. Heey, der Junge steht sonst allein vor der Kamera und macht seine One-Man-Show. Er ist weder ausgebildeter Journalist, noch Interviewprofi. Also lasst uns nachgiebig sein. Er saß schließlich vor der einflussreichsten Frau der Welt. Wer kriegt da kein Muffensausen? In jedem Fall war das Interview ein Fortschritt in der Informationsverbreitung. Um junge Leute zu partizipieren, holt man die Politik einfach auf Smartphone und Tablet. Seiner medialen Verantwortung, soweit man davon sprechen kann, ist LeFloid in jedem Fall gerecht geworden. Wer jetzt von dem Gequatsche irgendwie zu viel bekommen hat, der lüftet einfach mal den Kopf. Unsere Bundesmami zum Beispiel tut das besonders gerne beim Buddeln im Garten.

https://twitter.com/janboehm/status/620651489019559936

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Bildquelle: Youtube/LeFloid