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Patrick Pichette: Lieber Weltenbummler als Google-Babo

Wie heißt es so schön in einem Schlager von Willy Schneider: „Mit 50 fängt das Leben an.“ Das dachte sich wohl auch der 52-jährige Patrick Pichette. Dieser gab gestern – natürlich per Google-Plus-Post – bekannt, dass er seinen Vorstandsposten beim Weltunternehmen an den Nagel hängen wolle. Denn: Ab sofort habe er nur noch wandern im Sinn.

Niemand hätte wohl damit gerechnet, dass der Google-Mann seinen Job freiwillig aufgegeben würde. Warum auch? Das Gehalt ist sicher ausreichend, um sich das Leben angenehm schön zu gestalten. Sich ein bisschen Luxus zu gönnen. Irgendwann mal – dachte sich Pichette. Aber genug ist genug, fand anscheinend seine Frau Tamar. In seinem Statement beschreibt Pichette, wie seine Frau den richtigen Moment abgepasst hat, ihm in Erinnerung zu rufen, was im Leben eigentlich zählt. Außer einer fett gefüllten Brieftasche selbstverständlich.

 

„Hey, warum machen wir nicht einfach so weiter?“

 

Bei einer Reise nach Afrika fragte ihn seine Frau Tamar auf dem Gipfel des Kilimandscharo, ob sie nicht einfach weiterreisen könnten. Nach Indien, zum Himalaya, in die Antarktis. Der 52-Jährige hat damals einfach „Nein“ gesagt. Seine Begründung: Die Zeit dafür sei noch nicht gekommen. Seine Frau konterte: „Wann ist denn dann bitteschön die Zeit dafür gekommen? Unsere Zeit? Meine Zeit?“

Wir alle tun uns schwer, aus gewohnten Bahnen auszubrechen und etwas Neues zu wagen. Weil wir Sicherheit bestimmten Risiken vorziehen und vor Entscheidungen wie Auslandssemester machen, Berufs- oder Wohnortwechsel oft zurückschrecken. Als Begründung läuft bei uns meistens: kein Geld, keine Zeit, „mach ich vielleicht später mal.“ Im Fall Pichette ist es anders. Der hat bestimmt genug Kohle auf der Seite, um bis in alle Ewigkeit von der Erde zum nächsten Planet und ins benachbarte Universum zu ziehen. Aber dennoch: Einen verantwortungsvollen Job einfach so hinter sich zu lassen, den harten Arbeitsalltag, die Bewunderung der Mitarbeiter – und das „nur“, um mit der Familie mehr Zeit zu verbringen – ist eine eindrucksvolle Entscheidung.

Aber genau das hat der Finanzvorstand des Konzerns jetzt gewagt. Denn trotz monatelangen Grübelns fand der Manager keine Antwort auf die Frage seiner Frau. Bis jetzt. Für Patrick Pichette ist die Entscheidung nun gefallen: Rucksäcke packen, losziehen – und zwar jetzt. Bevor es zu spät ist. Und an diesem durchaus mutigen Schritt können wir uns alle ein Beispiel nehmen.

 

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Bildquelle: C2MTL unter CC BY 2.0