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Pokerface? Von wegen! Wie Mikroexpressionen unsere Gefühle verraten

Das Lächeln – mit dieser eindeutigen Regung menschlicher Gefühle und dem Zusammenspiel diverser Gesichtsmuskeln wurde in der Geschichte der Menschheit ganz schön viel Cash gemacht und verschiedenste Produkte verkauft. Zahnpasta ganz vorneweg natürlich, aber auch allgemein scheint das Lächeln verkaufssteigernd zu sein. Nicht nur wenn es um das Thema schöne weiße Zähne geht. In den meisten Werbungen wird immer noch auf Teufel komm raus gelächelt und auch beim Kundenkontakt oder im Einzelhandel sollte man ein einnehmendes Strahlen bereit halten, um die Menschen auf seine Seite zu ziehen und sympathischer zu wirken.

 

Mimikdeutung und emotionale Intelligenz – Wichtiges Handwerkszeug in vielen Berufen

 

Experten zum Thema Mimikforschung haben insbesondere folgende Berufszweige ausfindig gemacht, in denen es ratsam ist, die Regungen im Gesicht des Gegenüber schnell und effektiv deuten zu lernen. Aufgepasst, dazu gehören unter anderem: Psychotherapeuten, Kundenberater, Verkäufer, Führungskräfte und Manager, Journalisten, Schauspieler und Regisseure. Die Kunst, das Gesicht und die sich darin äußernden Emotionen schnell und richtig deuten zu können, hilft logischerweise dabei, besser auf das Gegenüber einzugehen und dementsprechend besser zu reagieren.

 

Pokerface vs. Authentizität

 

Klar, es gibt Emotionen, die kann man nun mal schlecht verbergen und sie stehen uns buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Aber was ist mit all den Dingen, die wir besser verbergen möchten, weil sie uns verletzlich und angreifbar machen würden? Wenn da Hinz und Kunz in unserem Gesicht lesen könnten, was gerade besonders gut oder schlecht in unserem Leben läuft, wäre das ja schon eher unangenehm, oder? Im Gegensatz zu niedlichen kleinen Kindern, die einfach noch nicht gelernt haben, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen, machen wir manchmal gute Miene zum bösen Spiel. Lachen, beziehungsweise lächeln, wenn uns nach Weinen zumute ist oder behalten einen eher neutralen Gesichtsausdruck bei, wenn wir eigentlich gerne schmunzeln würden.

 

Sorry, aber deine Mikroexpressionen verraten dich doch!

 

Laut Dirk W. Eilert, einem Experten zum Thema Mimikresonanz, gibt es das sogenannte Pokerface gar nicht. Das liegt daran, dass jeder Mensch Mikroexpressionen zeigt. Das sind Gesichtsausdrücke, die für gerade mal 40 – 150 Millisekunden auf dem Gesicht einer Person auftauchen und dann sofort wieder verschwinden. Es handelt sich also um sehr kurze und vor allem unwillentlich gezeigte Gesichtsausdrücke, die die wahren Emotionen einer Person widerspiegeln jedoch so schnell über das Gesicht huschen, dass sie nur begrenzt wahrnehmbar sind. Das passiert dann, wenn Personen eigentlich ihre Gefühle verheimlichen wollen, beziehungsweise sich derer gar nicht richtig bewusst sind. Wenn man also fix genug mit der eigenen Wahrnehmung wäre, könnte sich jedes Pokerface entlarven lassen.

 

Der Gesichtsausdruck kann auch eine Lüge verraten

 

Kann man beispielsweise am Gesichtsausdruck eines Menschen erkennen ob er oder sie lügt? In der Tat lässt sich laut Experten gerade beim Flunkern viel in der Mimik und Körpersprache des Gegenübers ablesen. Entscheidend sind dabei die Augen. Wenn wir lügen, fällt es uns besonders schwer unserem Gegenüber aufrichtig und fest in die Augen zu schauen. Stattdessen wird Blickkontakt oft vermieden, übertrieben geblinzelt oder starr vor sich hingestarrt. Auch sehr interessant: weibliche Lügnerinnen haben anscheinend vergrößerte Pupillen. Die Augen und deren Ausdruck verraten eine Lüge also am ehesten, aber auch häufiges Lecken der Lippen, Stirnrunzeln oder übertriebenes Lächeln können Anzeichen dafür sein, dass Personen nicht die Wahrheit sagen.

Sieben Basisemotionen und jede Menge Gesichtsmuskeln

 

Um grimmig zu schauen, die Stirn zu runzeln oder freundlich strahlen zu können, haben wir 43 Gesichtsmuskeln zur Verfügung und einen beweglichen Knochen, den Kiefer. Mit all diesen Muskeln ist es rein theoretisch möglich, das eigene Gesicht zu den seltsamsten Fratzen zu verziehen und somit an die 10.000 verschiedene Expressionen zu erzeugen. Kann man machen, ergibt aber recht wenig Sinn. Tatsächlich unterscheiden Mimik-Forscher nur zwischen sieben Basisemotionen, die sich in unserem Gesicht erkennen lassen. Die sind recht simpel und für unsere Mitmenschen leicht zu deuten: Wut, Ekel, Trauer, Freude, Angst, Überraschung und Verachtung. Diese Basisemotionen und deren Deutung waren zumindest für unsere Vorfahren für eine Kommunikation ohne viele Worte ausreichend. Heute sieht das natürlich etwas anders aus…Viele Worte, viele Missverständnisse. Eventuell ja auch, weil wir es ein wenig verlernt haben in den Gesichtern der Menschen zu lesen… Geht bei WhatsApp auch schlecht. Gut, dass es dafür wenigstens Emoticons gibt! Denn wir wissen alle, dass bloße Worte mal so oder so aufgefasst werden können.