Studie: Bye bye, geliebte Prokrastination!

Wenn man intensiv über die Absurdität von Prokrastination nachdenkt, dann hat man wahrscheinlich gerade etwas wichtigeres anderes zu tun und prokrastiniert. Irgendwie prokrastiniere ich schon alleine beim Aussprechen des Wortes Prokrastination. Es ist so wunderbar lang und man kann sich so wunderbar oft versprechen oder verschreiben. Dann wieder verbessern, wieder schreiben, verbessern, schreiben, verbessern, schreiben. Prokrastination, ein so schönes Wort! Es stammt aus dem Lateinischen: prōcrāstināre und bedeutet so viel wie verschieben oder vertagen. Das habe ich ausführlich gegoogelt, statt diesen Text zu schreiben. Oh mann, diese ganze Prokrastination bringt mich eindeutig zum Prokrastinieren. Ich mach mir erst mal einen Tee.

 

Die Infizierung

 

Ein Fallbeispiel: Der Text für dein Uniseminar ist fein säuberlich ausgedruckt und liegt auf dem Schreibtisch parat. Du hast dir geschworen, dass du ihn noch heute liest. Mit voller Hingabe und Leidenschaft wolltest du die Zeilen verschlingen und den Textmarker über wichtige Passagen gleiten lassen. Danach würdest du den Text behutsam lochen und ihn liebevoll in dem Ordner ablegen, in den er auch gehört.

Aber was machst du? Bad putzen. Glückwunsch, du hast dir „Aufschieberitis“ eingefangen. Wer betroffen ist, macht alles andere nur nicht das, was man sich eigentlich fest vorgenommen hat. Die Patienten leiden häufig schwer unter den sauberen Fenstern pünktlich zur Prüfungsphase. Und um dieser armen, Bücher nach Alphabet sortierendenden, Seelen zu helfen, haben Forscher ein Heilmittel gegen Prokrastination herausgefunden.

 

Der Krankheitsverlauf

 

An der Universität in Michigan haben sie nicht prokrastiniert, sondern genau das gemacht, was sie tun sollen – forschen nämlich. Und dabei haben sie einen Trick herausgefunden, der dich dazu bringt, die Aufgaben endlich anzupacken, statt Blumen zu gießen. In ihrer Veröffentlichung ist zu lesen, dass man die Metrik der Zeit ändern müsse und schon nimmt man Dinge schneller in Angriff.

Der mit Aufschieberitis Infizierte wird beispielsweise in einer Stunde abgeholt und muss bis dahin seinen Koffer fertig gepackt haben. Er oder sie hat auf Packen aber so gar keine Lust. Eine Stunde sei ja auch noch eeeewig viel Zeit, erklärt der Patient. Da kann man schon erst einmal noch etwas anderes machen. Aber sind 60 Minuten immer noch eeeewig oder sind sie nur noch ewig? Und wie sieht es mit 3600 Sekunden aus? Das ist aber gar nicht mehr viel Zeit, um alles rechtzeitig zu packen, oder? Rechnerisch gibt es zwischen den drei Zeitangaben keinen Unterschied. Alle Einheiten beschreiben eine Stunde. Aber den Forschern der Universität Michigan zufolge, klingen kleinere Zeiteinheiten dringender und Aufgaben werden schneller angegangen.

 

Das Heilmittel

 

Dieses Heilmittel beruht, laut der Studie, auf einem psychologischen Trick. Je kleiner die Angabe Zeiteinheit ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Dinge erledigt werden. Aus Jahren werden Monate, aus Monaten werden Tage, aus Tagen werden Stunden. Ihr habt das Prinzip verstanden, oder? Man kann sein Gehirn also selbst überlisten und sich somit auch endlich von der schrecklichen Krankheit Aufschieberitis heilen. Rechne dir einfach mal aus, in wie vielen Millisekunden du deine Bachelorarbeit abgeben musst. Du wirst ganz schön staunen und mit dem nächsten Bus zur Bibliothek flitzen.

Übrigens, kleiner Funfact am Rande: Prokrastinieren wurde mir beim Schreiben dieses Textes von der Autokorrektur jedes einzelne Mal rot unterstrichen: Prokrastinieren ist also eindeutig falsch! Also fang endlich mit deinem Aufgaben an. Du hast nur noch 743 Sekunden.

 

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Bildquelle: Francisco Osorio unter CC BY-SA 2.0