Schulz und Böhmermann erste Sendung ZDF neo

Geplanter Dilettantismus: Was Schulz und Böhmermann so erfolgreich macht

Es gibt einen entscheidenden Satz in der ersten Folge von Schulz und Böhmermann. Die ersten Gäste haben sich eine Zigarette angesteckt. Rauchschwaden vernebeln die Gesichter. Dann passiert es: Der falsche Einspieler wird abgespielt. Keine große Sache. Kommt vor. Da der Anschluss wegen der Zigaretten nicht mehr passen würde, gibt es kein Zurück. Die erste Reaktion von Böhmi: „Was ist denn passiert? Hatte ein Mitarbeiter ’nen Schlaganfall, oder was?“ Die zweite: „Wir lassen das jetzt alles so drin!“ Und genau das ist der Knackpunkt der Sendung. Das, was Olli und Jan ausmacht. Wenn Gert Postel der Hochstapler der Hochstapler ist, sind die beiden Moderatoren die Tiefstapler der Sendung.

Sie machen kein Geheimnis daraus, dass Dinge nicht immer funktionieren. „Das ist die erste Sendung, das kann mal schief gehen“, sagt Jan. Im Gegenteil: Sie spielen genau damit. Ein Duo, das sich essend im Radio präsentiert und sich als „unvorbereitet“ ausgibt, überrascht nicht damit, dass sie in einer Sendung, die sich als improvisierend verkauft, auch den Dilettantismus raushängen lässt. „Ehrliche Gespräche, Anarchie, Streit und Mut zum Experiment“, beschreibt Puls die Sendung sehr treffend. Das Unfertige und das Risiko des Scheiterns ist nicht nur Teil des Konzepts, es ist das Konzept. Ein erfolgreiches Konzept. Laut „Meedia“ schauten am Sonntagabend dreimal mehr Leute ZDFneo als im Durchschnitt.

 

Wir wollen die netten Jungs von nebenan

 

Wir wollen nicht die glatt geschleckte Fassade der Entertainment Branche. Wir wollen keinen viel verglichenen Markus Lanz, der ständig versucht, zu strahlen. Wir wollen echte, nerdige Kerle, die keine Angst davor haben, uns hinter die Fassade blicken zu lassen. Nicht umsonst feiern gerade AnnenMayKantereit ihren großen Erfolg, Jungs, die man aus der Vorlesung oder einer WG Party kennen könnte. Jan Böhmermann und Olli Schulz fahren dieses Programm mit Bravour. Mit „berufsjugendlich“ hat das sehr wenig zu tun, wie die FAZ die Sendung einordnet. Wer ihr Radio-Format „Sanft und Sorgfältig“ kennt, weiß, dass die zwei Berufschaoten ihre Sendung gerne mal schlechter machen, als sie ist. Nach dem Motto: „Heute war ich nicht so gut drauf, ich hatte auch miese Laune.“

Eine vermeintliche Selbstkritik „Da ist noch Luft nach oben“ nach der Sendung fällt genau in diese Reihe. Das ist es, was die beiden so sympathisch macht. Und dass man ihnen anmerkt, dass sie selbst am meisten Spaß an der Sache haben. Jan lacht oft am lautesten über die Witze von Olli. Wir wollen mehr sehen vom blassen, dünnen, Jungen Böhmermann und vom Smusie-Hasser Schulz. Weil sie sich nicht verrenken, um eine gute Sendung zu machen, sondern einfach mal loslegen.