3 Jungs, 1 Segelboot, 1 Weltreise: Zu Besuch im jamaikanischen Dschungel

Von Bastian Langer

Drei Jungs on tour: Mit einer alten Segelyacht, frisch geschliffenen Kochmessern und Macheten, einem Haufen Surfbrettern und einer gehörigen Portion Abenteuerlust auf großer Fahrt! Das sind Simon, Jens und Basti von SEASICK SAILING und ihr Ziel ist die Karibik, bitchachos!

Frenetisch laut gesungene Kirchenlieder mitten im Dschungel, Wasserfälle ohne Ende und lässiger Rap- und Reggae-Style: Jamaika hat außer den richtigen Kräutern noch jede Menge zu bieten!

Nach einer etwas stürmischen Überfahrt von Sint Maarten nach Jamaika liegen wir fest in der Marina von Port Antonio. Da der Osten der Insel uns viel bietet, bleiben wir einige Tage und unternehmen jeden Tag Ausflüge zu Wasserfällen, schönen Buchten und in den Dschungel. Außerdem gibt es leckeres Streetfood, verschiedenste Ganja-Sorten für lächerlich wenig Geld und jede Menge lauten Reggae!
 

Freitag

 

11:30 Uhr. Da irgendwann in den nächsten Stunden zwei Freunde aus Deutschland zu uns stoßen werden, um die nächsten Wochen mit uns zu verbringen, bleiben wir noch ein wenig in Port Antonio. Wir chillen am Strand und zocken Fußball. Schnell schließen sich uns ein paar Jamaikaner an, die ihre ewig lange Mittagspause ebenfalls am Strand verbringen und wir bolzen gemeinsam. Dank der Hitze wird sich aber schnell mehr unterhalten als gespielt und so erfahren wir nach und nach die wichtigsten Dinge, um die es sich in Jamaika dreht.

14 Uhr. Von den geläufigsten Ausdrücken des Jamaika-Englisch „Patua“ über die neuesten Hits von „Vibes Cartell“, „Sizzla“ & Co. bis zu der Art und Weise, wie man hier so lebt, wissen wir nun Bescheid und haben außerdem einen neuen Freund gefunden: Dayja ist 24, von Beruf Bademeister am Touri-Strand, würde gerne einmal nach Deutschland kommen und spricht daher schon einige Brocken deutsch. Auf seinem Arm hat er sich sogar das Wort „Marienkäfer“ tätowiert und rappt gerne Samy Deluxe und Seeed. Kurz: er ist einfach saucool! Da ich mega Bock habe auf eine Flechtfrisur. wie sie „A$AP Rocky“ hat, frage ich ihn, wo ich das machen lassen könnte und ob das mit meinen Haaren überhaupt geht. Er feiert die Idee und meint, ich sollte es halt einfach mal ausprobieren.

18:30 Uhr. Gesagt, getan! Zusammen mit Dayja und meinem Kumpel Felix, der gerade mit an Bord ist, betrete ich den Friseurladen. Es ist jede Menge los und als Weiße werden wir zuerst neugierig betrachtet. Als ich aber meinen Frisurwunsch äußere, herrscht allgemeine Belustigung und ein paar Mamas kriegen sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Anscheinend bin ich der erste Weiße, der sich hier eine Flechtfrisur machen lässt.

20 Uhr. Zugegeben, meine neue Frisur hat nicht viel von A$AP Rockys Lässigkeit. Viel eher sieht es so aus, als ob mir Schlangen aus der leuchtend weißen Kopfhaut wachsen. Aber die Jamaikaner freuen sich und auch auf der Straße komme ich als „White Rasta“ ganz gut an. Zusammen mit Dayja essen wir an einem Straßenstand eine leckere Muschelsuppe, trinken Bier und sehen dem freitagabendlichen Treiben auf der Straße zu.

Ein paar Tage verbringen wir mit Surfen und ein paar Touren in der Gegend, das Highlight der Woche ist aber unser Ausflug mit Dayja am Dienstag.
 

Dienstag

 

13 Uhr. Schon als wir „More Town“, ein Maroon-Dorf, erreichen, hören wir laute, soulige Kirchenlieder. Die Maroons waren einst freigelassene Sklaven – nun haben sie in Jamaika, im Dschungel der Blue Mountains, ihr eigenes Land, zahlen keine Steuern und leben quasi autonom. Außerdem sind sie sehr gläubig, mischen in ihren christlichen Glauben aber auch mystische Elemente wie positiven „Vodoo“ und glauben fest an HeilerInnen und an mächtige Artefakte.

Dayja ist ein Maroon und hat uns heute an seinem freien Tag in sein Dorf mitgenommen, um uns „seine Welt“ zu zeigen. Die Bänke in der Kirche sind bis zum Bersten gefüllt. Alle singen bei den souligen Kirchenliedern mit, die in Wahnsinnslautstärke von einer kleinen Band gespielt werden und meistens wird auch ekstatisch dazu getanzt. Dayja setzt sich sofort ans Schlagzeug und wir uns auf eine Bank. Das Ganze ist weniger ein Gottesdienst, sondern vielmehr spielt das gleiche Endlos-Lied den ganzen Tag. Es ist wahnsinnig, mit welcher Ausdauer die Musiker klimpern, singen und Schlagzeug spielen. Der Gemeinde dient der Raum als Wartezimmer, um zur Heilerin gelassen zu werden. Durch die Musik bereiten sich die Wartenden auf ihre Begegnung mit der Heilerin vor. Diese kann angeblich sogar Blinde heilen und bekämpft die Schrecken des Voodoo mit einer Art positiven Anti-Voodoo.

14:30 Uhr. Ohne die Musik zu unterbrechen, übernimmt wieder Dayjas Kollege das Schlagzeug und wir gehen mit ihm bergauf in Richtung Dschungel. Mit dabei sind zwei seiner Kumpels, die jede Pflanze im Wald kennen. Sie zeigen uns Kräuter gegen jede Art von Beschwerde und potenzsteigernde Pflanzen. Sie pflücken Früchte und schnitzen Schüsseln für die Mädels. Dann geht es eine halb verfallene Treppe hinab und vor uns liegt ein atemberaubender Wasserfall. Nur Minuten später springen wir mit den jamaikanischen Jungs ins Wasser. Herrlich!

15 Uhr. Wir sitzen an der Abrisskante des Wasserfalls und überblicken das ganze Tal. Das Grün ist mal wieder der Hammer! Das Wasser rauscht und die ein oder andere Tüte macht die Runde. Denn „the higher you get, the closer you are to god“ ist für viele gläubige Jamaikaner ein wichtiger Grundsatz. Wir erzählen den Jungs, dass auch in Europa die Gläubigen möglichst hoch hinaus wollten, um Gott nahe zu sein. Doch anstatt die richtigen Kräuter zu konsumieren, hat man in mühevoller Arbeit Türme gebaut. Sehr aufwändig und vermutlich weniger zielführend. Die Art und Weise, wie die Menschen hier leben, ist sehr beeindruckend. Da wird sich jeder von uns einiges für sich mitnehmen, das ist uns schon jetzt klar. Für uns ist Jamaika einfach traumhaft, die Natur, die Menschen, die Kultur. We’ll be back!

Während wir uns daran machen, den Rest der Insel und dann Kuba zu erkunden, geht in den nächsten Tagen auch unser Jamaika-Blogeintrag online. Vom Surfen übers Feiern zu jeder Art von Ausflügen haben wir viel mitgenommen, also schaut bei www.seasicksailing.com vorbei!