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Studie: Deutsche Arbeitnehmer wünschen sich einen kürzeren Arbeitstag

Überstunden sind in der Arbeitswelt immer öfter an der Tagesordnung: im Schnitt machten deutsche Arbeitnehmer 20,9 Prozent bezahlte Überstunden. Darunter leidet natürlich auch das Privatleben. Abschalten und Stress abbauen bei über 8 Stunden am Tag? Gestaltet sich eher schwierig. Die Rufe nach verkürzten Arbeitszeiten mehren sich, schließlich soll damit die Leistungsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung gesteigert werden. Ein schwedisches Experiment hat bereits bewiesen, dass sich weniger Arbeitsstunden positiv auf die Produktivität auswirken können: Zwei Jahre lang haben Mitarbeiter eines Altersheims in Göteborg 6 Stunden am Tag bei vollem Lohnausgleich gearbeitet. Berichten zufolge waren die Mitarbeiter durch das verkürzte Arbeitspensum motivierter, produktiver und hatten auch weniger Fehltage.
 

Weniger ist mehr

 

Wie sieht es aber nun hierzulande aus? Würde ein 6-Stunden-Tag bei uns auch Zuspruch erfahren? Das wollte jetzt das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Viking herausfinden und befragte 1017 deutsche Arbeitnehmer. Insgesamt waren 53 Prozent der Befragten für kürzere Arbeitszeiten. Bei den Altergruppen gab es auch eine klare Tendenz: 58 Prozent der 18- bis 34-Jährigen befürworteten das alternative Arbeitsmodell. Als wichtigste Gründe, um weniger als 8 Stunden berufstätig zu sein, gaben die Teilnehmer vor allem den Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie an

Aufschlussreich waren auch die Resultate, die bei der Auswertung nach Arbeitsbranchen herauskamen: Knapp zwei Drittel der Arbeitnehmer aus dem IT-und Telekommunikationssektor waren für eine geringere Arbeitszeit, gefolgt von 60 Prozent in der Finanzbranche und 58 Prozent im Gesundheitswesen. Die Ergebnisse belegen damit, dass ein verkürztes Modell besonders in den genannten Arbeitsbereichen Sinn machen würde, da die Belastung dort sehr groß ist.
 

Arbeitsmodell der Zukunft?

 

Insgesamt betrachtet sind die Reaktionen auf einen verkürzten Sechs-Stunden-Arbeitstag also überwiegend positiv. Ob sich ein solches alternatives Arbeitsmodell aber schon bald realisieren lässt, ist fraglich. „Vorstellbar ist es, allerdings nur sehr langsam“, sagt Clemens Zierler, Geschäftsführer des Instituts für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der Johannes Kepler Universität Linz. „Es bräuchte dazu positive Beispiele, in denen das Modell angenommen und erfolgreich praktiziert wird. Vorstellbar wäre zum Beispiel, größere Spielräume für Versuchsmodelle zu schaffen, welche sozialpartnerschaftlich und wissenschaftlich begleitet werden.“ So könnten laut Kepler individuelle Lösungen in Betrieben vorangetrieben und spezielle Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmer/in und Arbeitgeber/in besser vereinbart werden.