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Studie besagt: Keine Frau ist hetero-, sondern mindestens bisexuell

Jungs, ihr müsst jetzt ganz stark sein. Denn eine neue Studie will rausgefunden haben, dass keine Frau wirklich heterosexuell ist – sie ist mindestens bisexuell oder lesbisch. Die Annahme: Frauen wissen gar nicht so recht über ihre sexuelle Orientierung Bescheid. Doch bevor die Herren jetzt befürchten, sexuell überflüssig zu werden, nehmen wir die Studie unter die Lupe. Durchgeführt wurde sie von Dr. Gerulf Rieger vom Department of Psychology an der University of Essex in England. Hierbei wurden die körperlichen Reaktionen von 345 Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts auf Videos von nackten Frauen und Männern beim Sex verglichen. Anhand der Erweiterung der Pupillen wurde die Wirkung der Bilder untersucht und schließlich „der Beweis“ erbracht, Frauen seien immer mehr von anderen Frauen angetörnt. Das Fazit war, ganz logisch, Frauen sind mindestens bisexuell.

 

Frauen werden häufiger von anderen Frauen angetörnt

 

82% der getesteten Frauen reagierten mit Erektionen beim Anblick beider Geschlechter. 74% der selbst ernannten heterosexuellen Frauen reagierten gleichermaßen auf Männer und Frauen in den Videos. Im Vergleich dazu wurden lesbischen Frauen auf ihre Erektionen getestet, die vergleichbar mit Männern ähnlich stark auf Videos mit nackten Frauen reagierten. Daher seien die Erektionen von selbst ernannten Hetero-Frauen beim Anblick anderer Frauen aussagekräftiger, da Männer und Lesben normalerweise eindeutigere sexuelle Reaktionen zeigen. Laut dem Telegraph will Dr. Rieger dank seiner Studie die Frauenwelt über ihre eigenen sexuelle Orientierung aufgeklärt haben: „Even though the majority of women identify as straight, our research clearly demonstrates that when it comes to what turns them on, they are either bisexual or gay, but never straight.“

 

Die Studie ist umstritten

 

Die Studie scheint wenig wissenschaftlich fundiert, die These weit hergeholt. Auf Dr. Riegers Profil, zu finden auf der Webseite der University of Essex, gibt der Psychologe an, seine in der Studie untersuchten biologischen Abläufe, wie die Erweiterung der Pupillen als körperliche Reaktion, immer noch auf ihre Plausibilität hin zu untersuchen: „This [upcoming] research will help determining whether pupil dilation is, in fact, a precise indiactor of sexual attraction and arousal.“

Frauen werden in Dr. Riegers aktueller Studie anhand ihrer körperlichen Reaktionen in eine Schublade gesteckt. Sexualität ist komplexer, als von der Gesellschaft vorgegebene Kategorien wie „hetero“, „bi“, „schwul“ oder „lesbisch“. Dass Frauen häufiger vom Anblick anderer Frauen oder zweier Männer beim Sex angetörnt werden, bedeutet nicht, dass sie plötzlich in eine der anderen Kategorien gehören. Wer sich vom selben Geschlecht angezogen zu fühlt, kann sich nicht automatisch auch eine (sexuelle) Beziehung vorstellen. Viele Frauen, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung sind, tun sich tatsächlich schwer, sich selbst als bisexuell oder homosexuell zu bezeichnen. Aber muss das überhaupt sein? Reicht es nicht, sich in jemanden zu verlieben, fernab gesellschaftlicher Stigmata? Schließlich verschwimmen die Grenzen zwischen Geschlecht und Identität mehr und mehr – das wissen wir nicht erst seit Caitlyn Jenners Transformation vom Mann zur Frau. Eines muss man der Studie lassen: Sie regt zur Diskussion an.