Wanda-im-Interview-mit-Heil

Zum Heiland mit Wanda: „Ich fühle mich gerade wahnsinnig alt“

An kaum einer Band scheiden sich die Geister so sehr wie an Wanda. Auch wir waren skeptisch und gewillt, den Hallodri-Hype zu hinterfragen. Gar nicht so einfach, wenn sich herausstellt, dass die Jungs von diesem Image selbst ebenso wenig halten wie von jedem anderen Schubladendenken auch.

Im Backstagebereich herrscht Weltuntergangsstimmung: Wind und Hagel ziehen über das Gelände. Christian und Ray sitzen betont entspannt in ihren Sesseln und beantworten uns über die wetterbedingte Geräuschkulisse hinweg unsere Fragen bei einem Gläschen HEILAND.

ZEITjUNG: „Easy Baby“, „Bussi Baby“: Eure Titel klingen meistens sehr unbeschwert. Gibt es Wanda eigentlich auch in schwermütig?

Christian: Eigentlich sind das gar nicht so unbeschwerte Songs. „Easy Baby“ vor allem nicht.

Ray: Vielleicht vom Titelnamen. Aber wenn man sich das Lied anhört ist da schon ’ne Message.

Ok, nennen wir es also sentimental.

Ray: „Gib mir alles“ ist eine sehr, sehr sentimentale Nummer…

Christian: Wir sind nun mal auch einfach eine Rockband und machen halt Rock’n’Roll.

Und was sagt ihr zu den Leuten, die euch in die Austropopper 2.0-Kategorie einordnen?

Christian: Wir sagen zu denen gar nichts. Die sollen sagen was sie wollen. Es gibt halt Bezeichnungen, aber das ist uns persönlich ziemlich egal.

Ihr seid also fernab der Imageschubladen unterwegs?

Christian: Ne, Image ist schon wichtig und so – eh klar, weil man muss ja irgendwie Sachen kategorisieren können und man braucht ja irgendwie Assoziationen mit einer bestimmten Band außer der Gesichter und der Musik. Aber ja: Ist uns eigentlich schon ziemlich egal.

Wenn man euch live sieht, wirkt euer Auftreten schon sehr ekstatisch. Ist das zum Teil auch Mittel zum Zweck um das Rock’n’Roller-Image aufrecht zu erhalten?

Ray: Jeder bewegt sich nach der Musik, so wie er es fühlt, überhaupt nicht aufgesetzt. Also ich spast‘ halt so herum wie ich halt herumspast‘ und vielen Leuten gefällt’s wie wir uns alle bewegen, und…

Christian (unterbricht Ray): Das ist ja auch nicht unbedingt Rock’n’Roll-spezifisch finde ich. Es gibt in jedem Genre Musiker, die sich mehr bewegen und es gibt Musiker, die sich weniger bewegen. Also Keith Jarrett, der Jazz-Pianist zum Beispiel macht noch viel ärgere Sachen als wir. Und der sitzt aber am Klavier oder steht oder tanzt und so…

Wäre das auch was für dich?

Christian: Ist mir mitunter auch schon passiert, ja.

Mit Fuß auf dem Klavier…?

Christian (an Ray gewandt): Hat’s das schon gegeben?

Ray: Der hat schon öfter mal sein Keyboard gefickt. Von der Seite.

Christian: Passiert manchmal! Musik ist halt etwas sehr körperliches. Kann sehr körperlich sein.

Würdet ihr sagen, dass ihr dem euch gern nachgesagten Lebemann-Image gerecht werdet?

Christian: Wir genießen schon glaube ich. „Lebemann“ ist ein wenig hochgegriffen. Wir sind keine Asketen. Aber dass das so stilisiert wird…Ich weiß nicht, ob das an uns liegt. Ich glaube die Menschen wollen auch so Leute haben, von denen sie denken, dass sie noch so leben, wie man sich vorstellt, wie sie leben sollen.