Collette Beitragsbild

Bilder: Wie ähnlich bist du deiner Familie?

Von Josephine Musil-Gutsch

Dieselben Nasenflügel, derselbe Lippenbogen, dieselben Wangenknochen. Ulric Collette ist 34, stammt aus Quebec, hat Kunst und Grafikdesign studiert und in seinen „Genetic Portraits“ die erstaunlichen physiognomischen Ähnlichkeiten bei Familienmitgliedern eingefangen. Bei einem Photoshopunfall kam das erste seiner genetischen Portraits zustande. Seitdem hat er über die letzten fünf Jahre hinweg immer wieder Gesichtshälften von Familienmitgliedern zusammengebracht. Heraus kamen Hybridgesichter – halb Mutter, halb Tochter. In einer zweiten Bilderserie „Facade“ zeigt er das wahre Ich hinter dem Alltagsgesicht. Wir haben mit ihm über seine Arbeit gesprochen.

Ulric, was genau machst du?

Ulric Collette: Ich bin Graphic Designer für ein kleines Familienunternehmen, mache Websites, Photographie und Branding. Meine persönlichen Projekte sind eher ein Zeitvertreib. Ich arbeite wann immer ich will oder wenn ich gerade inspiriert bin.

Deine Bilderserie „genetic portraits“, in der die Gesichtshälften von zwei Familienmitglieder mit Photoshop zusammengeklebt hast, haben viel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Was glaubst du, was fasziniert uns an deinen Bildern?

Ich denke, die Leute mögen die Bilder, weil ich ihnen das Wahrhaftige zeige. Ja, meine Models sind mit Photoshop zusammengenäht aber ich verändere ihre Gesichter nicht. Wir werden täglich von den Medien mit perfekten und gephotoshopten Menschen bombardiert. In der genetischen Bilderserie zeige ich „The Real Thing“, zum Beispiel wie wir älter werden. Menschen können sich mit dem Konzept hinter der Serie identifizieren. „Du siehst genau aus wie dein Vater!“ – Jeder von uns hat diesen Satz schon mal gehört.

Wie kamst du zu der Idee für die Bilderserie?

Meine Inspiration für die Erforschung von genetischen Beziehung entstand während eines Bildbearbeitungsunfalls. Ich wollte eigentlich etwas komplett anderes machen, aber dann kam das Bild von mir und meinem damals 7-jährigen Sohn zustande. Später entschied ich mich dasselbe mit ein paar Menschen aus meiner Familie zu machen und so ist das Projekt entstanden.

Es ist erstaunlich wie ähnlich manche Menschen ihren Verwandten sehen. Was fasziniert dich an ähnlicher DNA und Genetik?

Im Grunde ist es die visuelle Ähnlichkeit zwischen zwei Menschen, die mich fasziniert. Es ist beeindruckend wie sehr wir unseren Eltern oder unserer Familie ähneln.

Du hast gesagt, das erste Bild war von dir und deinem Sohn. War dir klar, wie ähnlich ihr euch seht – die gleiche Nase, das gleiche Lächeln?

Er ist tatsächlich eine genaue Kopie von mir in dem Alter.

Was bedeutet „Familie“ für dich?

Es bedeutet mir sehr viel. Wir sind uns sehr nah und teilen dieselben Interessen.

Wie würdest du generell deine Kunst beschreiben?

Meine Arbeit ist größtenteils über Identität.

Du hast eine andere Serie „Facade“, in der du auch Gesichter mit Photoshop bearbeitest. Diesmal aber sind es zwei Gesichter derselben Person, die einen unterschiedlichen Ausdruck haben. Was für eine Idee steckt dahinter?

Ich wollte den Kontrast zeigen, zwischen dem Gesicht, das wir in der Öffentlichkeit gegenüber dem, wie wir uns wirklich fühlen.

Eine Person hat ein lachendes und ein weinendes Gesicht. Fiel es den Models schwer beim Fotoshooting, ihre Gesichtsausdrücke so schnell zu verändern?

Die Menschen auf den Bildern sind größtenteils Freunde und Familie und wir hatten sehr viel Spaß dabei, die Fotos fertig zu bringen. Sie konnten selbst entscheiden welchen Ausdruck sie machen wollten und wir mussten nur ein bisschen üben, um den Ausdruck auch richtig zu zeigen.

Was bedeuten Emotionen für dich und deine Kunstwerke?

Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal ziehe ich es vor, wenn meine Models gar keine Emotionen zeigen und manchmal möchte ich genau das Gegenteil um eine Message oder Idee rüberzubringen. Seit ich angefangen habe, zu fotografieren, fühlte ich mich zu Menschen hingezogen. Ich liebe einzigartige Gesichter.