Halbmarathon

Einstellungssache: Vom Jogger zum Halbmarathonläufer   

Unser Kolumnist beschreibt, wie er es geschafft hat, alte Routinen zu durchbrechen und sich vom Joggen am Wochenende zum Halbmarathon gesteigert hat.

Wie du Job-Routinen verbessern und dir dabei auch Neues vom Sport abschauen kannst.
#seidieveränderung #blicknachvorn #disziplin #mindset

Dieser Text stammt von @hanjokoch, Vertriebs-Coach und Autor von „Working on a new me“ und „Mindset nine-eleven“. Hier geht’s zu Hanjos Homepage.

Meine unerwartete Erfahrung, sportliche Grenzen zu überwinden

Es war ein sonniger Sonntag-Morgen, nicht lange nach dem Aufwachen, schon die erste Tasse Kaffee im Bett genossen. Mit 20°C war es auch noch nicht zu heiß draußen, als ich meine Laufklamotten anzog und mich auf meine gewohnte Joggingrunde begab. Die Strecke war vertraut: 10 bis 15 Kilometer, locker und ohne Zeitdruck, je nachdem, wie ich mich fühlte und welche Playlist ich mir mit welchem Tempo auf die Kopfhörer lege. Alles schön und gut, so wie immer … Doch an diesem Sonntag sollte alles anders werden.

Die Zweifel und Ängste

Laufen ist für mich eine der regelmäßigen Sport-Routinen, um fit zu bleiben und mich gut zu fühlen. Doch die letzten Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen, das musste ich mir mittlerweile eingestehen: Ich hatte zugenommen, zu Karneval vor ein paar Wochen sogar noch mehr als ich jemals zuvor mal gewogen hatte — und fühlte mich des Öfteren träge, unmotiviert, irgendwie nicht ich selbst. Mein innerer Kritiker flüsterte mir ständig ein, dass ich doch eh nie wieder fitter werden würde, als diese 10-15 Kilometer schaffen zu können. Das alles darüber hinaus einfach was für die fitten Sportler sei, zu denen ich halt nicht mehr gehörte. Und dass ich mich wohl irgendwie langsam damit abfinden müsste, dass es einfach jetzt so sei. Punkt. Doch an diesem Tag sollte ich meinem inneren Kritiker beweisen, dass er falsch lag.

Der unerwartete Gedanke

Während ich lief, spürte ich eine unerwartete Energie in meinen Beinen. Es lag vielleicht an der guten Playlist, deren Beats immer gut passend zu meiner Laufgeschwindigkeit lagen. Mit Sicherheit auch ein Stück weit daran, dass ich bereits im Winter wieder mit den Laufrunden angefangen hatte — egal wie kalt es da gewesen war. Die Kilometer flogen also an diesem Sonntag nur so dahin, und ich spürte plötzlich, dass ich noch viel mehr schaffen konnte als bisher.

Ich hatte mir eigentlich an den Wochenenden zuvor überlegt und mir dann auch fest  vorgenommen, meine Distanz stetig auf 18 Kilometer zu steigern, so in 1-2 Kilometer-Schüben drauf — so hatte ich damals für den Halbmarathon trainiert und das hatte gut für meinen Körper funktioniert. Danach hatte ich überlegt, mich dann so in ungefähr einem Monat für einen Halbmarathon anzumelden. Weil dann wäre ich ja bestimmt sehr gut vorbereitet und erst dann ready! Schließlich lag mein letzter Halbmarathon bereits über drei Jahre zurück – der war im Februar 2021!

Doch plötzlich überkam mich ein neuer Gedanke, so ungefähr auf Höhe von Kilometer 14: Warum nicht gleich heute? Jetzt aus dem Stand heraus auf die vollen 21,1 Kilometer!

Der Rückschlag und die Erkenntnis

Ich sagte mir: „Dass zieh ich jetzt durch — ohne Zeitdruck, ohne den Druck, meine alte Bestzeit zu unterbieten.“ Einfach nur mit dem Ziel, mehr zu erreichen, als geplant.

Der nächste Kilometer verlief jetzt noch gut, so weit so normal. Doch als wäre mein persönlicher Rekord aus den letzten Läufen verhext, spürte ich ab Kilometer 15 auf einmal die Anstrengung sehr deutlich: Die Beine wurden schwer, der Atem ging schneller. Mein innerer Kritiker meldete sich wieder zu Wort: “Ab jetzt wirst du zu langsam sein, um noch auf 21 km zu kommen. Du bist halt einfach nicht genug trainiert. Du schaffst es nicht mehr bis zum Ende, sieh es doch ein!”

Doch ich ließ mich davon nicht entmutigen. Schließlich war jetzt nicht sooo viel Zeit seit dem letzten Halbmarathon vergangen, immerhin nur 3 Jahre, was ist das schon? Ich erinnerte mich an mein regelmäßiges Training, ich besonn mich auf die vielen Läufe, die ich in den letzten Monaten regelmäßig absolviert hatte — so gut wie jeden Sonntagmorgen. Und ich spürte dadurch, dass ich genügend Energie doch noch in mir hatte!

Aber dann, bei Kilometer 18, bemerkte ich auf einmal etwas Neues: ein leichtes Seitenstechen machte sich bemerkbar. Na toll, … die bis dahin angenehme Sonne, die meinen Rücken so schön wärmte, schien plötzlich auch nicht mehr so freundlich — eher schien sich sich jetzt auch gegen mich verbündet zu haben. 😩 Ich überlegte kurz und war drauf und dran, hier und jetzt abzubrechen! Ich konnte doch über die 18 Kilometer froh sein, das waren immerhin ganze 3 mehr als meine letzten besten Strecken. „Komm, lass jetzt einfach sein, Jung!“ meldete sich die innere Stimme dann laut und deutlich.

Doch ich ließ sie das aktuelle Lied der Playlist nicht weiter übertönen, so einfach gab ich nicht auf! Denn ich erinnerte mich an meine damaligen Trainings- und Strecken-Steigerungen zurück — und da mir wurde klar: Meine Atmung wurde schneller, WEIL ich gerade viel zu sehr an das Seitenstechen dachte. Aus meiner Lauf-Erfahrung wusste ich doch, dass die falsche Atmung das Seitenstechen jetzt nur noch um einiges verschlimmern würde. Also galt es sich jetzt wieder auf die Musik zu konzentrieren und meine Gedanken auf den Laufrythmus zu fokussieren.

Und so lief ich weiter und weiter … Die Landschaft zog an mir vorbei, die Sonne kam vereinzelt heraus, wärmte meinen Rücken hier und da wieder, und ich kämpfte gegen die einsetzende Glieder-Müdigkeit und die Ablenkung der Körpersignale an. Die letzten Kilometer lagen jetzt vor mir und ich wusste: die werden hart, richtig hart! Aber ich wusste jetzt auch, dass ich den Willen habe, es schaffen zu können.

Und tatsächlich hatte ich es dann geschafft, mein an demselben Tag noch kurzfristig gesetztes persönliches Ziel: Nach 2 Stunden und 23 Minuten absolvierte ich die 21,1 km meines Halbmarathons – lediglich ganze drei Minuten länger, als ich ihn vor drei Jahren lief! Es war Zeit für ein Schulterklopfen und Gratulation an mich selbst. 😎🏅

Die Euphorie und die Botschaft

Die Freude, die mich nach dem Erreichen der 21 km überkam, war unbeschreiblich. Ich hatte nicht nur meine körperlichen Grenzen überwunden, sondern auch meine eigenen Zweifel. Ich war stolz auf mich, auf das, was ich erreicht hatte. Und ich erkannte, dass ich mehr Energie und Kraft in mir hatte, als ich dachte.

Diese Erfahrung motiviert mich seitdem nicht nur beim Laufen, sondern auch wieder in meinem Vertriebs-Job. Denn oft setzen wir uns selbst Grenzen, planen unsere Ziele zu klein oder lassen uns von Druck und Ablenkungen abbringen. Doch wenn wir den Mut haben, unsere Komfortzone zu verlassen und agile Proszess-Veränderungen zuzulassen, können wir Großes erreichen – selbst aus dem Stand heraus. Daran erinnere ich mich gerne zurück — und auch an den Mörder-Muskelkater, der zwei Tage später natürlich nicht auf sich warten ließ. 😜🏃‍♂️💪

Ein wenig Begleitlektüre zum Thema #einstellung …

… kann dir nicht schaden? Aber keine allzu schwere Kost? Weitere Tipps und persönliche Erfahrungsberichte findest Du in meinem Buch & Hörbuch „WORKING ON A NEW ME — DIE ARBEIT AN MEINEM NEUEN ICH“ und in meinem zweiten Buch „MINDSET NINE-ELEVEN — Wie die Einstellung auf Monate im Krisenmodus ab dem 11. September 2001 mich bis heute prägte“.

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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz