Beziehungscrush

Fremdverliebt: Wie Paare mit einem Beziehungscrush umgehen können

Sich in jemand anderen zu verlieben, obwohl man in einer Beziehung ist, passiert laut Experten häufiger, als man denkt. Ein Artikel des SZ Magazins beleuchtet die Thematik „Beziehungscrush“ anhand verschiedener Erlebnisse betroffener Personen, die anonym bleiben möchten.

Die Geschichte von Antonia Sommer, die auf der Geburtstagsfeier ihres Freundes Christian erfährt, dass er Gefühle für eine Arbeitskollegin entwickelt hat, ist dabei besonders prägnant. Trotz sechs Jahren Beziehung und gemeinsamem Wohnen seit vier Jahren, gesteht Christian, dass er sich was andere Frauen angeht zurückhält, und erwähnt seinen „Crush“. Antonia, erschüttert von dieser Offenbarung, muss ihren Freund an diesem Abend auf das Sofa verbannen. Laut Experten ist das Phänomen des „Fremdverliebens“ oder „Beziehungscrushs“ ein Risiko der Liebe, das nicht vermieden werden kann und oft unschuldig beginnt, da es meist im Kopf endet.

Verliebt am Arbeitsplatz

Ein weiteres Beispiel ist Jan Lorenz, der durch einen zufälligen Klick auf Facebook beginnt, sich für eine neue Kollegin zu interessieren. Trotz einer glücklichen Beziehung verliert er sich in Tagträumen über gemeinsame Abenteuer mit dieser Frau, die optisch das Gegenteil seiner Freundin darstellt. Doch nach einer Woche und einem realen Aufeinandertreffen, das weniger spektakulär verläuft als erwartet, erkennt er, dass seine Vorstellungen nicht der Realität entsprechen.

Die israelische Soziologin Eva Illouz wird im SZ Magazin zitiert und beschreibt, dass solche Verknalltheiten oft durch das Marktprinzip von Angebot und Nachfrage angefeuert werden, bei dem das Begehren nach dem scheinbar Unerreichbaren steigt. Diese Beziehungscrushs seien laut Therapeut Jörg Berger nicht nur harmlos, solange sie nicht ausgelebt werden, sondern auch eine Art Illusion, die auf einem Wunsch nach Neuem und Aufregendem basiert.

Liebe ist kompliziert

Laut Berger sind nicht alle Menschen gleich anfällig für solche emotionalen Ausreißer. Interne Beziehungsprobleme wie mangelnde Kommunikation oder fehlende Abenteuer können dazu beitragen, aber auch persönliche Unsicherheiten und Bedürfnisse nach Bestätigung spielen eine Rolle. Wichtig sei, so Berger, dass man mit diesen Gefühlen verantwortungsbewusst umgeht und sie im Idealfall mit vertrauten Personen bespricht, um realistische Perspektiven zu gewinnen.

Berger empfiehlt, über solche Gefühle zu sprechen, jedoch nur, wenn der Partner dies emotional verkraften kann. Eine offene Kommunikation könnte langfristig sogar helfen, die Beziehung zu stärken, indem man gemeinsam neue Wege findet, die Beziehung lebendig zu halten. Dies könnte beispielsweise durch gemeinsame Abenteuer oder tiefere Gespräche geschehen.

Der Umgang mit einem Beziehungscrush kann vielschichtig sein und Liebe ist nicht immer einfach, aber durch Ehrlichkeit und offene Kommunikation ist es möglich, eine neue Tiefe der Beziehung zu erreichen. Christian und Antonia Sommer beispielsweise haben ihre Beziehung durch diese Krise neu definiert und finden wieder mehr Gemeinsamkeit und Abenteuer in ihrem Zusammenleben. Ein Beziehungscrush mag zwar eine Herausforderung darstellen, kann jedoch auch als Chance genutzt werden, um die eigene Beziehung zu überdenken und gegebenenfalls neu zu beleben.

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Bild: Foto von cottonbro studio via Pexels; CC0-Lizenz