Generation Urlaubsmangel: Gen Z bleibt öfter im Büro – Babyboomer entspannen

Gen Z nimmt weniger Urlaub als die Babyboomer. FOMO (Fear of Missing Out) und Schuldgefühle halten sie davon ab. Eine Studie der Reise-App Expedia zeigt, dass Babyboomer ein gesünderes Verhältnis zu Urlaub haben als die jüngere Generation.

In Deutschland hat Gen Z im Schnitt 28,8 Urlaubstage pro Jahr, das sind 0,5 Tage mehr als die Babyboomer. Trotzdem nutzen die Jüngeren etwa vier Urlaubstage nicht, während Babyboomer nur 2,5 Tage ungenutzt lassen. Weltweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Gen Z lässt im Schnitt 2,6 Tage übrig, Babyboomer nur 1,8 Tage.

Angst und Schuldgefühle bei Gen Z

Gen Z fürchtet, etwas zu verpassen. 51 Prozent der deutschen Gen-Z-Arbeitnehmer*innnen befürchten, dass wichtige Entscheidungen im Job ohne sie getroffen werden könnten. Bei den Babyboomern sind es nur 16 Prozent. „Unsere Studie zeigt, dass die Angst, im Urlaub etwas auf der Arbeit zu verpassen, mit zunehmendem Alter abnimmt“, sagt Expedia-Sprecherin Susanne Dopp.

Viele junge Arbeitnehmer*innen fühlen sich schuldig, weil Kolleg*innen ihre Aufgaben während der Abwesenheit übernehmen müssen. 47 Prozent der Gen Z geben an, sich deswegen schlecht zu fühlen, während dies nur 16 Prozent der Babyboomer betrifft.

Unterschiedliche Urlaubsplanung

Für 2024 planen die deutschen Gen-Z-Arbeitnehmer*innen im Schnitt 26,3 Urlaubstage ein, mehr als im Vorjahr. Babyboomer planen jedoch mit 27,2 Tagen noch mehr Urlaub als die Gen Z. 21 Prozent der Gen Z möchten eine große Reise unternehmen, während nur 14 Prozent der Babyboomer dies vorhaben. Außerdem nutzen 20 Prozent der Jüngeren flexible Arbeitsmodelle, um mehr zu reisen, verglichen mit nur 8 Prozent der Älteren.

Gen Z kombiniert häufig mehrere Reiseziele während eines Urlaubs. 30 Prozent haben im letzten Jahr verschiedene Orte besucht, um in kurzer Zeit viel zu erleben. Trotzdem fühlen sich 50 Prozent der Gen Z von der Urlaubsplanung überfordert und 53 Prozent empfinden die Buchung als stressig.

Urlaub als psychologischer Ausgleich

Die britische Psychologin Dr. Becky Spelman betont die positiven Auswirkungen von Urlaub auf das Wohlbefinden. „Eine Auszeit ist für unsere geistige und körperliche Gesundheit absolut unerlässlich“, sagt sie. Urlaub hilft, Stress zu reduzieren, das Gehirn zu entlasten und das allgemeine Glücksgefühl zu steigern. Das Planen, Antreten und Nachdenken über den Urlaub erhöht das Glücksgefühl und damit den Serotoninspiegel im Gehirn.

Urlaub bietet auch langfristige Vorteile. Er stärkt die familiären Bindungen und schafft neue Erinnerungen, was besonders für Kinder wichtig ist. Neue Erfahrungen beim Reisen fördern neue neuronale Verbindungen und halten den Geist offen. Laut Dr. Spelman halten diese positiven Effekte des Urlaubs auch lange nach der Rückkehr an.

Deutsche leiden am meisten unter Urlaubsmangel

Die Expedia-Studie zeigt auch, dass 84 Prozent der Deutschen das Gefühl haben, zu wenig Urlaub zu haben. Damit führt Deutschland das globale Ranking an. Weltweit gaben im Durchschnitt 62 Prozent der Arbeitnehmer*innen an, an Urlaubsmangel zu leiden. Befragt wurden insgesamt 11.580 Beschäftigte in verschiedenen Ländern, darunter die USA, Kanada, Mexiko, Frankreich, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Japan, Hongkong und Singapur.

Noch mehr Ergebnisse aus der Vacation Deprivation-Studie. © Expedia

Urlaubsmangel im internationalen Vergleich

Auch in den USA, wo Beschäftigte nur 12 Urlaubstage pro Jahr haben, zeigen sich weniger Menschen unzufrieden mit ihrem Urlaubskontingent als in Deutschland. 65 Prozent der US-Amerikaner*innern empfinden ihren Urlaub als nicht ausreichend, was deutlich unter dem deutschen Wert liegt. In Frankreich, wo Arbeitnehmer*innen durchschnittlich 30,9 Urlaubstage haben, leiden 69 Prozent unter Urlaubsmangel.

Missgunst unter Kolleg*innen

Missgunst unter Kolleg*innen stellt in Deutschland ein weiteres Problem dar. Obwohl 66 Prozent der Deutschen angeben, dass ihre Kolleg*innen Interesse an den eigenen Urlaubsplänen zeigen und diese unterstützen, liegt Deutschland im internationalen Vergleich auf dem vorletzten Platz. Der globale Durchschnitt liegt bei 71 Prozent. Besonders wenig Missgunst gibt es in Australien, Hongkong und Singapur, wo jeweils 80 Prozent der Beschäftigten die Urlaubspläne ihrer Kolleg*innen positiv sehen.

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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz