Inside Twitch: Mary Kish über ihre Arbeit, Streaming und wie man eine gesunde Community pflegt

Seit 2020 fungiert die ehemalige GameSpot-Autorin Mary Kish als „Head of Community Marketing“ bei Twitch. Auf der diesjährigen TwitchCon in Rotterdam hatte ich die Gelegenheit, ihr einige Fragen zu stellen: So etwa, was sich eigentlich hinter diesem Jobtitel verbirgt und wie ihre Abteilung Streamer*innen dabei unterstützen will, warmherzige, einladende Online-Communitys aufzubauen. Die Antworten auf diese Fragen gibt es hier!

Das folgende Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.

ZEITjUNG: Was beinhaltet deine Arbeit als Head of Community bei Twitch?

Mary Kish: Head of Community bedeutet, dass ich Programme erstelle, die hoffentlich dazu beitragen, dass Creator wachsen und Freude daran haben, ein*e Twitch-Streamer*in zu sein. Unsere Programme sind breit gefächert und haben unterschiedliche Schwerpunkte. Eines der Programme ist das „Ambassador Program“, das zum Ziel hat, Twitch-Influencer*innen zu haben, die wirklich „lila bluten“ (Original: „bleed purple“: ein Twitch-spezifischer Begriff dafür, mit „Herzblut“ bei der Sache zu sein. Die Farbe lila ergibt sich aus dem Twitch-Logo) und mit Twitch zusammenarbeiten wollen. Sie teilen uns mit, welche Produkte oder Dinge sie von Twitch sehen möchten, und treffen sich mit Mitarbeitern und Führungskräften, um uns zu helfen, den zukünftigen Weg zu gestalten. Wir haben auch ein Programm namens „Guilds“ (zu Deutsch „Gilden“), das darauf abzielt, marginalisierte Creators zu unterstützen. Derzeit haben wir Gilden für schwarze Frauen, lateinamerikanische und hispanische Creators, und wir werden unsere Pride-Gilde für die LGBTQIA+-Community erweitern, was aufregend ist. Außerdem gibt es das „Meet-Ups Program“, bei dem Twitch-Enthusiast*innen andere Twitch-Streamer*innen oder Nutzer*innen in ihren lokalen Städten treffen können. Wir haben weltweit über 50 Meet-Ups, Menschen können sich in Städten wie Köln oder Los Angeles treffen und in einer lokalen Bar über Videospiele sprechen. Wir haben auch etwas namens „Creator Camp“, unser Bildungsportal, um Menschen beizubringen, wie man streamt. Und zu guter Letzt produzieren wir alle Streams auf dem offiziellen Twitch-Kanal, wie etwa die Eröffnungszeremonie der TwitchCon. Dan Clancy geht auf diesem Kanal regelmäßig live, um über Updates und wichtige Themen für die Community zu sprechen. Diese Streams gibt es seit mindestens ein paar Jahren, sicherlich seit Dan CEO wurde. Es ist also sehr viel.

ZEITjUNG: Bedeutet das, dass sich deine Arbeit hauptsächlich auf die Creator und weniger auf die Erfahrung der Nutzer konzentriert?

Mary: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Ich würde sagen, der Großteil unserer Programme konzentriert sich auf Creator, aber nicht alle. Uns ist sehr wichtig, dass unsere Programme so umfassend wie möglich sind und so viele Creator wie möglich erreichen. Das Ambassador Program und die Guilds sind hauptsächlich für Streamer*innen, aber das Meet-Ups Program ist für alle, die Twitch nutzen. Jede*r Nutzer*in mit einem Twitch-Benutzernamen kann an einem lokalen Meet-Up teilnehmen, und einige unserer besten Meet-Up-Organisator*innen sind keine Streamer*innen, sondern einfach Menschen, die Twitch lieben. Sie organisieren zum Beispiel Twitch Seattle. Wir haben also definitiv auch Programme für Zuschauer*innen von Twitch.

Head of Community Marketing, Mary Kish (Quelle: Twitch)

ZEITjUNG: Was tut ihr, um die Communities gesund zu halten und toxisches Verhalten wie Hassrede aus dem Twitch-Chat fernzuhalten?

Mary: Wir setzen sehr auf positive Verstärkung. Wir möchten positives Verhalten auf Twitch fördern. Eines der Dinge, die wir tun, besonders mit unserem Ambassador Program, ist, dass wir Menschen hervorheben und vermarkten, die viel positive Energie in Twitch einbringen und ihre Plattformen für gute Zwecke nutzen, wie Charity-Streams oder als positive Vorbilder. Wir empfinden unsere Botschafter*innen wirklich als „astreine“ Individuen, die viel Arbeit investiert haben, um positive Auswirkungen auf die Twitch-Community zu haben. Wir vermarkten sie, weil wir glauben, dass die Gesichter dieser Seite verstärken sollten, dass Twitch für alle da ist. Wir unterstützen auch immer Menschen aufgrund ihrer Identität und feiern Vielfalt auf Twitch. Unsere Gilden sind ein gutes Beispiel dafür.

Einen Raum für unsere Streamerinnen zu haben, war sehr positiv: Sie haben Raid-Trains miteinander gestartet (Streamer*innen können, bevor sie ihren eigenen Stream beenden, ihre noch anwesenden Zuschauer*innen direkt an befreundete Streamer*innen weiterleiten), diese Gilden werden von Twitch finanziert, und sie haben Leiter*innen mit bezahlten Positionen bei Twitch. Ihre Aufgabe ist es, sehr robuste Discord-Server zu schaffen, in denen Menschen chatten und eine gute Zeit in einem sicheren Raum haben können. Und das wird alles von Twitch betrieben. Sie bekommen Werbemöglichkeiten, was ich für sehr wichtig halte, wenn wir über die Bereitstellung von Chancengleichheit für marginalisierte Gemeinschaften sprechen. Es ist sehr wichtig, dass Twitch nicht nur sagt, dass wir hier sind und euch unterstützen, sondern auch tatsächlich dafür sorgt, dass ihr Werbemöglichkeiten habt, Programme und Events, die von Twitch finanziert werden, und dass dieser sichere Raum in Discords von Mitarbeiter*innen moderiert wird. Menschen sollten sich willkommen und gefeiert fühlen.

Und mein letztes Beispiel ist der Drag Showcase, den wir seit drei Jahren machen – das erste Mal auf der TwitchCon Amsterdam. Es ist meiner Meinung nach das Juwel und die Krone von Twitch: Der Drag Showcase steht beispielhaft dafür, dass Streamer*innen authentisch sie selbst sein können und Twitch sagt, dass wir das lieben und euch ins Rampenlicht stellen wollen. Der Drag Showcase ist fast immer ausverkauft, was bedeutet, dass unser Publikum es liebt, was großartig ist. Aber es bedeutet auch, dass wir als Twitch für unsere Drag Stars da sein und sicherstellen müssen, dass sie sich sicher und wohl fühlen, wenn sie sich auf einer Hauptbühne präsentieren. Wir haben das schon seit drei Jahren gemacht und werden das auch weiterhin tun.