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Junge Menschen sind einsam – eine Gefahr für die Demokratie?

Einsamkeit betrifft zunehmend junge Menschen – das könnte laut einer aktuellen Umfrage der Bertelsmann Stiftung auch eine Bedrohung für die Demokratie darstellen.

Jeder zehnte Befragte im Alter von 16 bis 30 Jahren fühlt sich sehr einsam, während weitere 35 Prozent angaben, sich „moderat einsam“ zu fühlen. Besonders betroffen sind junge Frauen und Menschen im Alter von 19 bis 22 Jahren.

Nach der Corona-Pandemie sind die Einsamkeitswerte unter jungen Erwachsenen weiterhin hoch. Experten vermuten, dass diese Entwicklung von Dauer sein könnte. Neben den Kontaktbeschränkungen während der Pandemie tragen auch die veränderten Bedingungen des Erwachsenwerdens, neue Kommunikationsformen und ein „allgemeiner Krisenmodus“ dazu bei. Häufige Job- und Beziehungswechsel verschärfen das Problem. Viele junge Menschen empfinden die Qualität ihrer sozialen Kontakte als unzureichend.

Lebenszufriedenheit sinkt

Die Lebenszufriedenheit junger Menschen liegt laut Tagesschau im Durchschnitt bei 6,75 auf einer Skala von null bis zehn. Je einsamer sich die Befragten fühlen, desto geringer ist ihre Zufriedenheit. Besonders betroffen sind geschiedene oder verwitwete junge Menschen, Personen mit niedrigem Schulabschluss, Arbeitslose, Bewohner mittelgroßer Städte und Menschen mit Migrationshintergrund.

Familienministerin Lisa Paus warnt vor den demokratiegefährdenden Auswirkungen von Einsamkeit. „Wer Vertrauen in die Gesellschaft verliert, verliert auch Vertrauen in die Demokratie“, erklärt sie in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Einsamkeit könne langfristig dazu führen, dass die politische Teilhabe abnimmt und die Bereitschaft, wählen zu gehen, sinkt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO vergleicht die schädlichen Auswirkungen von Einsamkeit mit denen von Fettleibigkeit, Rauchen und Luftverschmutzung.

Einsamkeit enttabuisieren

Paus hat kürzlich das „Einsamkeitsbarometer“ vorgestellt, das auf der Langzeitstatistik des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) basiert. Zu den Risikogruppen für Einsamkeit gehören pflegende Angehörige, Alleinerziehende, Arbeitslose und sozial benachteiligte Menschen. Seit der Corona-Pandemie sind auch junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder vermehrt betroffen.

Paus fordert, das Thema Einsamkeit ernst zu nehmen und aus der Tabuzone zu holen. Die Aktionswoche ab dem 17.06.2024 zum Thema Einsamkeit soll das Thema in den Fokus rücken, die durch eine Fachkonferenz und Beratungen des Ethikrats unterstützt wird. Ihr Ministerium stellt 70 Millionen Euro für die Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung bereit. Dennoch gibt sie zu, dass dies wahrscheinlich nicht ausreichen wird. „Angesichts dessen, dass sich Einsamkeit doch stärker in unsere Gesellschaft hineingefräst hat, sind wir gut beraten zu schauen, was wir noch mehr und noch besser tun können“, sagte sie im ARD-Morgenmagazin.

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