Die Droge der Mutigen: Wie fühlt man sich auf LSD?

Halluzinationen: Ein Bilderbuchtrip

„Das Krasseste war wahrscheinlich der Punkt, an dem die Halluzinationen anfingen“, erinnert sich Fabio. „Plötzlich haben die Wolken angefangen, sich immer wieder in neue Tiere zu verwandeln, die einen Film im Himmel erzählt haben.“ Auch die Farben hat Fabio anders wahrgenommen. Die LSD-Realität hat seine Erwartungen übertroffen: „Ich konnte sogar die Musik sehen. Im Hintergrund lief die ganze Zeit sanfter, melodischer Techno und ich habe pulsierende, farbige Mandalas gesehen, wenn ich die Augen geschlossen habe.“ Bruno bestätigt: „Einfach alles passiert in fließenden Bewegungen, wo man auch hinschaut – wie in einem Kaleidoskop.“ Außerdem hatte er das Gefühl, Objekte nicht mehr klar als solche wahrzunehmen: „Wenn man einen Baum angeschaut hat, sah der nicht mehr in erster Linie wie ein Baum aus. Mein Gehirn hat eher die einzelnen Formen wahrgenommen als das große Ganze. Man dachte sich nicht: Das ist ein Baum, das ist ein Haus, das ist eine Wolke.“

Viele Menschen haben Respekt vor LSD, weil sie die Halluzinationen fürchten. Aus Erfahrung weiß Manuel, dass es durchaus gruselig sein kann, wenn man Dinge sieht, die nicht wirklich da sind: „Einmal hat mein Kumpel etwas gesagt, was ich nicht verstanden habe. Sein Gesicht hat sich dann kurz zum Teufel verformt.“ Auch Fabio berichtet von einem unangenehmen Erlebnis: „Als ich mir gerade eine grüne Hose angezogen hatte und mich im Spiegel betrachtet habe, bin ich zu so einer Art Leguan geworden. Meine Beine waren voller Schuppen und meine Füße von Schwimmhäuten überzogen.“ Sowohl Fabio als auch Manuel konnten die Halluzinationen der gruseligen Sorte aber immer schnell überwinden.

Wenn der Trip durchwachsen ist

Dennoch ist Manuel nicht ganz so begeistert wie Bruno und Fabio. Wenn er an sein erstes Mal LSD zurückdenkt, erinnert er sich zwar durchaus an schöne Momente, blickt im Nachhinein allerdings auch kritisch auf den Trip: „Die Erfahrung selbst war hauptsächlich verwirrend. Es war nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Ich war generell überfordert von meinen Gedanken.“ Auch die meisten seiner anderen LSD-Erfahrungen stachen weder positiv noch negativ heraus.

Dass er trotzdem immer wieder LSD genommen hat, begründet er so: „Es gab schon Momente, in denen ich mich extrem friedlich gefühlt habe. Und ich wollte auch meine Gesamteinstellung zu einer Substanz nicht von so wenigen Erfahrungen definieren lassen. Auch weil es so viele Dinge im Internet gab, die ich gelesen hatte. Es hat mich sehr gereizt, viel über mich selbst zu erfahren.“

LSD-Klischee: Führt der Konsum zur Erleuchtung?

Letztendlich ist Manuel bei seinen LSD-Trips aber nie wirklich an diesen erhofften Punkt gelangt: „Auf LSD hatte ich tatsächlich nie so große Eingebungen, die meine Welt im positiven Sinne erschüttert hätten. Die krassesten psychedelischen Erfahrungen hatte ich auf anderen Substanzen.“

Auch Bruno kann nicht von extremen Erkenntnissen berichten. Jedoch hat er viel darüber nachgedacht, wie man die Dinge wahrnimmt, wenn man erwachsen ist: „Auf LSD geht man wie ein Kind mit sehr viel Interesse durch die Welt und braucht gar nicht viel, um Spaß zu haben. Beim ersten und zweiten Mal haben wir einfach nur einen Tag in der Natur verbracht. Wenn man älter wird, verliert man total den Blick für seine Umgebung.“

Anders als Bruno hat Fabio sich vor dem zweiten gemeinsamen Trip Fragen über sich selbst, seine Ängste und Zukunftserwartungen aufgeschrieben. Während des Trips hatte er aber mehr Lust, sich auf die Halluzinationen zu konzentrieren. „Im Endeffekt habe ich mir nur kurz Gedanken darüber gemacht. Da kamen so Sachen raus wie: Was macht mich aus? Dass ich der bin, der ich bin. Das kam mir in dem Moment total überwältigend vor. Rückblickend weiß ich aber nicht, ob das eine krasse Erleuchtung war“, lacht er.