Studie: Männer überschätzen oft ihre Intelligenz, Frauen sind zu bescheiden

Einer Studie zufolge überschätzen Männer oft ihre eigene Intelligenz, während Frauen häufiger dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen. Die Ergebnisse dieser Studie, die im Fachmagazin „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht wurde, könnten laut den Autor*innen eine Erklärung für die Gender Pay Gap und geschlechterspezifische Unterschiede in der Karriereentwicklung liefern.

Die Studie wurde von einem Team der School of Applied Psychology der Griffith University in Southport, Australien, unter der Leitung von David Reilly durchgeführt. Hunderte Frauen und Männer wurden gebeten, ihren persönlichen Intelligenzquotienten (IQ) zu schätzen. Danach mussten sie einen echten IQ-Test absolvieren.

Zusätzlich zu diesem Intelligenztest erfassten die Forscher*innen auch das Selbstbewusstsein der Studienteilnehmer*innen und führten Persönlichkeitstests durch, die auf typisch „weiblichen“ und „männlichen“ Eigenschaften basierten.

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Selbsteinschätzung

Die Studie ergab, dass Männer sich im Durchschnitt klüger einschätzen, als sie tatsächlich sind; Frauen hingegen neigen dazu, ihre eigene Intelligenz zu unterschätzen. Dies gelte sowohl für das biologische als auch für das psychologische Geschlecht. Interessant sei, dass Männer mit stark ausgeprägten männlichen Persönlichkeitsmerkmalen sich am meisten überschätzen würden.

David Reilly und sein Team wollten ursprünglich untersuchen, ob das psychologische Geschlecht eine größere Rolle bei der Selbstüberschätzung spielt als das biologische Geschlecht. Doch die Ergebnisse zeigten das genaue Gegenteil: Biologische Männer überschätzten ihre Intelligenz noch stärker als Personen mit typischen männlichen Eigenschaften.

Einfluss auf Bildung und Karriere

Reilly erklärt, dass Jungen schon in der Kindheit oft selbstbewusster sind als Mädchen. „Wenn Mädchen ihre Intelligenz in der Schule geringschätzen, neigen sie dazu, weniger herausfordernde Fächer zu wählen“, sagt er. Dies betreffe besonders Fächer in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik. Solche Entscheidungen könnten ihre Bildung und Karrierechancen langfristig einschränken.

Die Forscher*innen sehen in diesen Unterschieden auch eine mögliche Erklärung für die Gender Pay Gap. Frauen, die sich selbst unterschätzen, verhandeln möglicherweise schlechter über ihr Gehalt. „Wir müssen den Ehrgeiz der Mädchen anspornen, wenn sie die komplexen Probleme unserer Gesellschaft lösen und dabei Gerechtigkeit in der Bezahlung erreichen sollen“, betont Reilly.

Empfehlungen für Eltern und Lehrpersonen

Darum appelliert er an Eltern und Lehrer*innen, das Selbstbewusstsein von Mädchen zu stärken: „Das beginnt früh mit den geschlechtsbedingten Erwartungen der Eltern an die Intelligenz ihrer Kinder und den Unterschieden im Selbstbewusstsein zwischen Mädchen und Jungen.“ Wenn es gelänge, das Selbstbewusstsein von Mädchen und jungen Frauen aufzubauen, könnten sie endlich ohne Selbstzweifel an ihre Fähigkeiten glauben.

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Bildquelle: Tima Miroshnichenko via Pexels, CC0-Lizenz