Prinzessin aus Plastik

Singledasein: Die ausgleichende Hochzeitsgeschenkgerechtigkeit

Carrie Bradshaw beschließt in der sechsten Staffel von „Sex and the City“, sich selbst zu heiraten. Aus einem einfachen Grund: Sie hat keine Lust mehr, ohne jemals eine Gegenleistung dafür zu erwarten zu können, sündhaft teure Hochzeitsgeschenke für falsche Freundinnen zu kaufen, die ihren Single-Lebensstil insgeheim verurteilen. Also wird kurzer Hand der Hochzeitstisch bei Manolo Blahnik eingerichtet und der Spieß einfach umgedreht. Doch ist das nur übertriebener Serienzynismus oder hat in der Realität der ein oder andere nicht schon ähnlich gedacht?

 

Ab vor den Traualtar

 

Ist man im heirats- und fortpflanzungsfähigen Alter kommen pro Jahr circa zwei bis fünf Hochzeitseinladungen hereingeflattert. Liebe liegt in der Luft! Wir freuen uns ganz dolle für unsere Schulfreunde, Arbeitskollegen und Cousinen dritten Grades, halten weinschwangere Hochzeitsreden mit Pipi in den Augen und finden den Romantikkram für eine kurze Weile ganz wundervoll. Am nächsten Morgen wacht man mit leichtem Hochzeitskater auf – die zuckersüße Einstellung zur Hochzeit und allgemein der Institution Ehe sind verschwunden – denn eine Entscheidung hat man bereits für sich getroffen: Niemals zu heiraten!

Bleibt nur noch der ernüchternde Blick ins Portemonnaie: Geschenk, Anfahrt, Hotel – ganz schön teuer so eine Hochzeitssause!

Allein im letzten August wurden in Deutschland 54.046 Ehen geschlossen. Als sozialer Mensch mit halbwegs großem Familien- und Freundeskreis muss man über die Jahre folglich auf einer Menge Hochzeiten tanzen. Im Alter von circa 25 bis 40 ist mit drei Hochzeiten im Jahr zu rechnen. Bei einem Unkostenbeitrag von durchschnittlich 200 Euro pro Eheschließung sind wir bei Kosten von 9.000 Euro. Und sind wir mal ehrlich, mit 200 Euro ist mal wirklich günstig davongekommen. Okay, es sind unsere Freunde, die wir auch wirklich mögen, lieben, schätzen – aber bei einem Jahresgehalt, das gerade mal für einen Kleinwagen reicht, ist das schon eine Menge Kohle! Darf ich auch ohne Hochzeit eine fette Sause schmeißen, alle meine Freunde und Verwandten einladen und den gleichen Aufwand einfordern? Abgesehen vom Geld: Kann ich mir selbst einen Ring anstecken und erwarten, dass es ernst genommen wird?

 

Das will ich auch!

 

Ich sage ja! Denn was kann man mehr feiern wollen, als die Liebe zu sich selbst? Die vollkommene Zufriedenheit jeden Morgen alleine aufzuwachen und alleine ins Bett zu gehen. Die Tatsache, dass keinerlei Zweifel besteht, dass ich den Rest meines Lebens mit mir selbst verbringen will. In guten wie in schlechten Zeiten werde ich immer zu mir selbst stehen. Also Einladung rausschicken und ganz einfach sagen: Ich heirate mich selbst! Ich trau mich! Feiert mit mir, tanzt mit mir! Ideen für hübsche Mitbringsel findet ihr im Internet – und bei Manolo Blahnik.
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