Interview LenaLove

Jannik Schümann und Emilia Schüle: „Wir hassen rechte Menschen!“

Von Lisa Marie Betzl und Julia Niedermeier 

 

Emilia Schüle und Jannik Schümann stehen wieder gemeinsam vor der Kamera. Die beiden Nachwuchstalente touren aktuell durch Deutschland und stellen ihren neuen Kinofilm LenaLove (Kinostart 22.09.) vor. Im Film geht es um die 16-jährige Lena (Emilia Schüle), die sich nach Freundeskrisen und Eifersuchtsattacken in den gefährlichen Räumen des Internets verliert. Cybermobbing und Intrigen spannen ein Netz über Lena, aus dem Tim (Jannik Schümann) sie versucht, zu befreien. Wir haben die beiden deutschen Jungschauspieler in München getroffen, um mit ihnen über die Hintergründe ihres Films zu sprechen.

Es ist ein außergewöhnlich heißer Septembertag und wir treffen die jungen Schauspieler nachmittags im Bayrischen Hof mitten in München. Abends steht die Premiere von LenaLove im Münchner Kino an und wir sind das letzte Presseteam, denen die beiden noch Frage und Antwort stehen müssen. Der smarte Jannik betritt den Wartebereich, in dem wir beide uns niedergelassen haben, und begrüßt uns entspannt mit seinem charmanten Lächeln. Emilia flitzt barfuß durch die Gänge des Nobelhotels von einem Interview zum nächsten. 10 Minuten bekommen wir mit Emilia Schüle und Jannik Schümann, denn danach geht der Pressenachmittag für die beiden direkt beim Bayerischen Rundfunk weiter. Ziemlich eng getimed, aber trotzdem bleibt uns ausreichend Zeit, um mit ihnen ein wenig über wahre Freundschaft, Cybermobbing und natürlich ihren neuen Film Lena Love zu sprechen. Die Zeit läuft – Let’s go! 

 

ZEITjUNG: In eurem neuen Film geht es um Freundschaft, Eifersucht, Intrigen und vor allem um Cybermobbing. War das Thema Mobbing zu eurer Schulzeit schon so stark präsent? Habt ihr damit selbst Erfahrungen gemacht?

Jannik: Wenn, dann gab es zu unserer Schulzeit „Mobbing“, heute gibt es an den Schulen hauptsächlich nur noch „Cybermobbing“. Ich habe vor sechs Jahren einen Film gedreht, der hieß „Homevideo“. Das war der erste Film rund um das Thema Cybermobbing. Darin ging es noch gar nicht mal um Cybermobbing an sich, sondern es wurde einfach etwas online gestellt und daraufhin wurde dann gemobbt. Das war 2010 und danach fing das richtige Cybermobbing, wie man es heute kennt, erst langsam an.

Emilia: Ich habe mit 14 Jahren tatsächlich schon einmal Mobbing erlebt. Es gab früher eine ziemlich unbekannte Internetplattform, die hieß Jappy. Damals war ich auf dieser Seite nicht mit den coolen Mädels der Schule befreundet und das war schon einmal die erste Ausgrenzung, die ich so erfahren habe. Ich kam dann auf eine neue Schule und bin vier Wochen zu spät gekommen, weil ich meinen ersten Film gedreht habe. Irgendwas habe ich da anscheinend gleich mal falsch gemacht, weil die Mädchen ein ganzes halbes Jahr nicht mehr mit mir geredet haben. Das war aber noch irgendwie aushaltbar. Klar, mir ging’s nicht super zu dieser Zeit und die Schule war nicht gerade mein Lieblingsort, aber wenn ich dann nach Hause gekommen bin, war alles in Ordnung. Cybermobbing ist eben besonders schlimm, weil es dich überall hin verfolgt und die virtuelle Welt einfach überall ist. Wenn du nach Hause gehst, geht’s da halt weiter und das ist sicherlich ein enormer, psychischer Druck, der da auf einem lastet.

War euer Erfolg damals ein Problem? Waren eure Mitschüler neidisch auf euren Beruf?

Jannik: Ich bin so glücklich, weil ich das einfach nie erleben musste. Ich habe da nie einen großen Hehl draus gemacht. Meine Freunde haben mich natürlich schon ab und zu gefragt, was ich mache und dann haben wir einfach locker darüber gesprochen, aber das war’s dann auch. Danach war ich wieder Jannik – nicht der Schauspieler, sondern einfach nur Jannik. Das war großes Glück, denn ich denke, da geht es vielen ganz anders. Ich hatte einfach nur Glück mit Leuten in einem Pool zu schwimmen, die das akzeptieren.

Emilia: Das Thema Neid traut man sich selbst immer gar nicht so zu sagen, weil man das Gefühl hat, man begibt sich damit in eine höhere Position. Das bekommt dann irgendwie gleich eine so negative Konnotation. So im Nachhinein würde ich aber trotzdem sagen, dass ich wirklich viel damit zu kämpfen hatte. Deswegen hatte ich aber auch immer nur ein bis zwei Leute, mit denen ich eng befreundet war und nie so eine breite Masse an Leuten.

Freundschaft ist ebenfalls ein wichtiger Kernpunkt in LenaLove. Was macht für euch persönlich eine gute Freundschaft aus?

Jannik: Puuh, da muss ich kurz nachdenken. Es gibt verschiedene Faktoren, die ich jetzt so in den Raum werfen könnte: Grundvertrauen, Akzeptanz, Unterstützung, Liebe – das sind so die wesentlichen Dinge.

Emilia: Und ganz besonders, dass es in Ordnung ist wenn man einige Monate weg ist!

Jannik: Ah ja genau, das ist auch wichtig! Ich will jetzt nicht unbedingt sagen, dass man keine Erwartungen hat, aber es soll einfach nie so sein, dass sich jemand in einer Freundschaft unter Druck gesetzt fühlt, weil an diesem Punkt ist es dann schon vorbei. Das darf mit den Engsten einfach nicht passieren.

Bekommt ihr auf Facebook oder Instagram Hasskommentare oder ähnliche Nachrichten? Wie geht ihr damit um?

Emilia: Nicht häufig, aber es geht jetzt langsam schon los. Ich habe jetzt in letzter Zeit hin und wieder mitbekommen, dass es manchmal schon vorkommt, dass der ein oder andere Assi-Kommentar geschrieben wird. Was mir ansonsten so aufgefallen ist, wenn ich unter Lena Meyer-Landruts Bilder schaue, wird da viel über ihre Figur diskutiert. Ich denke mir dann immer: ‚Boah da habe ich ja Glück gehabt’. Es würde mich einfach endlos nerven, wenn sich die Menschen die ganze Zeit über meinen Gesundheitszustand unterhalten. Davon bin ich eigentlich total verschont geblieben bisher.

Wenn wir schon beim Hass sind: Welche drei Dinge hasst ihr am meisten?

Jannik: Hassen ist ein sehr schwieriges Wort. Formulieren wir es um zu „3 Dinge die wir nicht ausstehen können“. Ich hasse Wasabi, Unehrlichkeit und rechte Menschen.

Emilia: Ich hasse solche Fragen, mir fällt da einfach nie etwas ein!

Es gibt nichts, was du hasst? Findest du alles geil?

Emilia: Hmm, doch schon. Ich hasse schlecht gemachte Trailer, ungewaschene Hände und Nachtdrehs. Und rechte Menschen, rechte Menschen hasse ich auch.

Ihr seid ja beide zu Facebook- und Studi VZ-Zeiten groß geworden. Welchen Stellenwert hatten solche Seiten bei euch damals? Hattet ihr vielleicht selber so Onlinebekanntschaften, wie Lena im Film mit Noah?

Emilia: Ich hatte das einmal, ja, da war ich noch total jung! Vor Studi VZ-Zeiten gab es ja noch Knuddels.

Jannik: Genau! Das kenne ich auch noch. Da hat man sich dann via Knuddels im Schulgebäude verabredet. Heute um 14:30 im Palmenraum oder so in der Art.

Emilia: Ja, da hat das dann alles angefangen mit diesem Chatten. Ich erinnere mich nur daran, dass ich immer mit irgendwelchen Leuten geschrieben habe und dass die mich teilweise tatsächlich auch gefragt haben, was ich anhabe. Also ich hatte da schon sehr komische Begegnungen. Es ist gottseidank nie etwas passiert und ich bin nirgendwo hingegangen, aber wenn du Eltern hast, die nie zuhause sind und du bist 11 und schreibst mit jemandem, dann kann das einfach schnell passieren, dass du dir denkst: Hey, das ist ja ein netter Mensch!

Jannik: Oh ja! Da muss ich euch kurz unterbrechen! Ich habe letzte Woche eine Reportage gesehen über sogenannte Mager-Coaches, das war echt krass. Da schreiben dann 13-jährige Mädels, die sich zu dick finden, mit Männern und die wollen dann von denen Bilder ohne BH und so weiter. Also wirklich ganz klar in Richtung Pädophilie und das ist so schlimm, weil kleine Teenies sind da einfach so anfällig für so etwas! Furchtbar, sorry für die Unterbrechung aber das fiel mir gerade so ein. So jetzt zurück zur Frage, was war nochmal die Frage? (lacht)

Ob ihr damals auch so reine Onlinebekanntschaften hattet zu Zeiten von StudiVZ und Co?

Jannik: Ah ja, genau. Naja, also wenn sich die Freunde im Knuddels-Chatraum treffen, triffst du dich halt auch im Knuddels-Chatraum. Aber ich hatte nie so eine Lena-Noah-Onlinebekanntschaft.

Eigentlich echt richtig gefährlich diese Sozialen Medien, wenn man so drüber nachdenkt…

Emilia: Nur gefährlich! Das ist eine total unterschätzte Gefahr heutzutage! Das schlimme daran ist ja, dass die Erwachsenen das nur selten mitbekommen, weil sie da nicht drinnen stecken.

Zum Thema Soziale Medien: Ihr seid auf Instagram Facebook und Co. ja auch sehr präsent. Postet ihr hauptsächlich aus beruflichen Gründen oder geht es bei euch privat auch nicht mehr ohne?

Jannik: Ich hatte vorher privat nur einen Account, um Fotos im Flugmodus zu bearbeiten und um anderen Leuten zu folgen. Ansonsten hatte ich nie einen privaten Account, um mich darzustellen. Auf Facebook habe ich einen privaten Account, ja, aber das macht man ja auch irgendwie, um Momente zu teilen. Ich will da nicht den Menschen zeigen, ob ich meinen Cappuccino jetzt mit Sojamilch oder mit laktosefreier Milch trinke. Und dann gibt es natürlich den Schauspiel-Account, den wir haben, um Fans einfach das Gefühl zu geben, dass sie uns nahe sein können und einen Einblick in unser Arbeitsleben bekommen. Das finden die wahnsinnig spannend und somit werden sie ja damit auch irgendwie bedient, um nicht mehr das Gefühl haben zu müssen: „Ich muss da jetzt was herausfinden und dieser Person stalken.“ Die bekommen ja in dem Fall was von uns und ich freue mich, wenn die Leute glücklich sind.

Emilia: Ich könnte wahrscheinlich nicht mehr ohne leben, weil ich super gerne fotografiere. Das habe ich schon immer gerne gemacht. Was mir auf den Sack geht, sind Leute, die nur Selfies von sich posten. Das finde ich einfach todeslangweilig. Es ist viel spannender zu sehen, was die Menschen mit ihren eigenen Augen sehen, auch wenn das ein laktosefreier Cappucino ist, wenn man den schön in Szene setzt. Die Instagram-Kunst kann schon sehr beeindruckend sein, wenn man sieht, wie talentiert da manche Leute sind. Diese Menschen sind dann aber auch häufig erfolgreich mit dem, was sie machen. (lacht)