Zeitjung Redaktion

Redaktionspanel zu ‚Mein Kampf‘: Beim Lesen wird niemand zum Nazi

70 Jahre nach Adolf Hitlers Tod ist sein Werk „Mein Kampf“ gewissermaßen wieder auferstanden. Nachdem am 31.12.2015 die sogenannte Regelschutzfrist ausgelaufen ist, hat das Institut für Zeitgeschichte am heutigen 8. Januar 2016 in München eine kommentierte Auflage von Hitlers rechtspopulistischer Schrift veröffentlicht. „Hitler, Mein Kampf: Eine kritische Edition“ erklärt auf über 2000 Seiten die Entstehung des Textes und widerlegt dessen Behauptungen. Das Buch soll klarmachen, dass es sich bei Hitlers Hetzschrift „über weite Strecken um eine aggressive wie ordinäre Hasspredigt handelt“, wie einer der Autoren gegenüber der Zeit erklärte. Diese Hasspredigt um Hitlers Weltanschauung und seine Ideologien durfte bisher weder vertrieben noch vervielfältigt werden – offiziell zumindest. Mit ein paar Klicks kommt schon seit Jahren jeder an das Werk. Jetzt kommt man auch ohne Internet ran, denn obwohl wenn einige Händler das Buch nicht aktiv bewerben wollen, ist es in jedem Laden erhältlich.

 

Hitler wieder auf der Bestsellerliste?

 

Das löst in Deutschland gemischte Gefühle aus, über Adolf Hitler wird wieder diskutiert. Während die einen von Volksverhetzung sprechen, davon dass das Buch jetzt auch Pegida als Inspirationsquelle dienen könnte und man die Büchse der Pandora für immer geschlossen halten sollte, lässt die Veröffentlichung andere eher kalt. Die Ansicht, Hitlers Schriften im Giftschrank wegzusperren, sei unzeitgemäß und verlogen, ist genauso verbreitet wie die Meinung, dass die kommentierte Ausgabe eine gute Anleitung zum Umgang mit Hitlers schwer rezipierbarem Text wäre. Wie soll man zum frei zugänglichen Hitler stehen? Was ändert sich für uns durch die erneute Veröffentlichung? Welche Folgen hat sie und inwiefern betrifft uns das aufgehobene Verbreitungsverbot? Wir haben unsere Redaktion gefragt und folgende Antworten bekommen:

 

  • Carina Neumann Redaktion Umfrage

    Carina Neumann

    „Ich finde schon, dass ein kleiner Teil Hitlers wieder aufersteht. Immerhin kann man nun seine persönlichen Gedanken lesen, in etwas, das er persönlich geschaffen hat. Ich finde es interessant und abscheulich zugleich und diese Mischung sorgt denke ich dafür, dass viele Menschen das Buch lesen werden. Dadurch wird die Nazizeit wieder präsenter und ich hoffe, dass so manche Parallelen zur heutigen Zeit mit ihren patriotischen Europäern und brennenden Flüchtlingsheimen auftauchen und sich die Menschheit wieder ins Gedächtnis ruft, wohin das alles schon einmal geführt hat und aus den Fehlern lernt statt sie wieder zu begehen.“