Zeit vergeht

Wer hat an der Uhr gedreht?

Wir sind jung und haben genug Zeit, sind im wahrsten Sinne des Wortes also zeitjung. Gemäß diesem Credo schieben wir oftmals Dinge hinaus. Schließlich haben wir gemäß der durchschnittlichen Lebenserwartung mindestens noch mehr als die Hälfte unseres Daseins auf der Erde vor uns.

Auf der anderen Seite: Wenn unsere Oma sagt, die Zeit würde rennen, hat sie auch gar nicht so Unrecht. Schließlich liegt es schon mehr als 15 Jahre zurück, als wir zum Beispiel das erste Mal an einem Bier genippt haben. Wie lernen wir also endlich zu begreifen, dass wir Wünsche viel früher in die Tat umzusetzen sollten und die Zeit uns manchmal wirklich davonrennt?

 

Die Zeit rennt tatsächlich – zumindest empfinden wir das so

 

Die meisten können sich sicherlich noch daran erinnern, wie sie sich wochenlang auf den ersten Schultag gefreut haben. Unsere Mutter würde jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit behaupten, dass die große Aufregung bloß einige Tage im Voraus startete. Oder denken wir einmal an die Kindergartenzeit zurück, die bei den meisten drei Jahre dauerte. Gefühlt haben wir dort jedoch unser halbes Leben verbracht. Mit 24 Jahren, das dachten wir damals, sind wir „voll alt“ und gehören zur langweiligen Welt der Erwachsenen. Lieber wollten wir wie Peter Pan enden, der auch noch mit 30 ganz legitim in grüner Leggins durch die Gegend laufen darf. Heute geht bereits eine Woche wie im Flug rum. Erst gestern haben wir uns an der Uni eingeschrieben, heute schon liegt unser Master-Zeugnis in der Post. Dass die Zeit im Alter rennt, entspricht jedoch natürlich nicht der Realität, sondern einem subjektiven Gefühl, das die meisten Menschen empfinden. Genau dies wurde in einer US-Studie mit 14- bis 94-jährigen Probanden untersucht. Das Ergebnis: Tatsächlich hatten die Älteren Befragten das Gefühl, die letzten zehn Jahre seien schnell verstrichen – obwohl wir alle denselben Gesetzen von Raum und Zeit unterworfen sind.

 

Mit der Zeit gehen

 

Die Zeit aufhalten können wir nicht, aber wir können sie effektiver nutzen. Nicht erst zehnmal überlegen, ob wir es nicht doch wagen sollten, ein neues Hobby auszuprobieren. Nicht ständig sagen, „wir wollen eigentlich mal…“, sondern „wir machen…“! Schließlich sind wir keine kleinen Kinder mehr, die sich erst noch Ziele setzen müssen. Wir sollten bereits dabei sein, diese zu verwirklichen! Nicht erst mit 40,50, oder 60. Nicht erst nächste Woche, sondern spätestens morgen! Nicht nur im Beruf, sondern auch privat sollten wir Dinge nicht hinausschieben, sondern sie anpacken. Ein gutes Beispiel ist das Kinderkriegen. Viele Akademiker denken erst darüber nach, wenn die fruchtbaren Jahre der Frau sich schon dem Ende zuneigen. Glücklicherweise können Paare und sogar Frauen ohne Partner dann auf die Reproduktionsmedizin in Spezialkliniken zurückgreifen. Eines der seltenen Beispiele also, wo wirklich noch etwas geht, auch wenn die Zeit knapp wird. Mit der Zeit zu gehen bedeutet vor allem, sich Zeit lassen, die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment zu treffen. Und genau das will gelernt sein. Nicht in der klassischen, sondern in der Schule des Lebens – das zumindest pflegte unsere Oma immer zu sagen.

 

Bildquelle: Ales Krivec unter CC0 Lizenz

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