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Hassobjekt: Das „Surfer Girl“- Image

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten ab sofort immer montags in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: „Das Surfergirl – Image“

 

Beach-Waves, Boho-Chic und Surfstyle-Bikinis – das sind nur drei der nervtötenden Nebenwirkungen des „Surfer Girl“ Trends. Und das Rezept ist so denkbar einfach: Am besten trägst Du Dein Haar im angesagten undone-messy-sonstwas-Look, hängst wahlweise bodenlange Walla-walla-Kleider über deinen winzigen, schmalen Körper oder präsentierst abgeschnittene Levi’s Shorts zum Triangle-Bikini. Man möchte brechen. Die männliche Belegschaft wird jetzt auf „okay, weil sexy“ plädieren. Die Normalo-Mädels unter uns schlagen sich die Hände vor den Kopf.

 

Deine Locken kommen nicht von Salzwasser und Sonne, sondern aus der Sprühflasche und vom Lockenstab

 

2016 war nicht nur das Jahr der toten Superstars (scheiße genug), sondern vor allem auch das Jahr der pseudo-perfekten-Surfbabes. Und ja nicht den Hashtag #surfergirl, #surfbabe und #perfectbeachwaves vergessen. Plötzlich war das erklärte Ziel der unzähligen Instagram Queens, sich möglichst „natürlich“ zu geben: man ist ganz zufällig grad am Traumstrand, die Haare perfekt unperfekt gestylt, der Beachbody gestählt und – huch! – grad ein Surfbrett zur Hand. Anders als bei tatsächlichen Surfern oder Surferinnen kommen die messy Beach-Waves allerdings nicht von Salzwasser und Sonne, sondern aus der Sprühflasche und vom Lockenstab. Die knackige Bräune kommt nicht vom stundenlangen Warten auf die perfekte Welle, sondern vom Selbstbräuner. Der Body wurde nicht ganz automatisch durch das anstrengende Paddeln und aufs-Brett-springen gestählt, sondern vom Personaltrainer oder einem Online-Abnehm-Programm. Das Surfbrett ist hier nur Requisite, denn wahrscheinlich liegt die Rate derer, die tatsächlich surfen können, unter 5 Prozent.

Online findet man gerade zu satirisch anmutende „How to be a Surfer girl“-Anleitungen. Mit Tipps wie: „Benutze nur wenig Make-up, ein bisschen Mascara und Eyeliner genügen völlig.“ Ja, klar. Als ob die Mädels die tatsächlich surfen, morgens erst mal ein Beauty Programm absolvieren und somit riskieren, die besten Wellen zu verpassen. In Sachen Frisur gibt es bei Pinterest wahrscheinlich über eine Million Anleitungen und im Drogeriemarkt neuerdings ein gesamtes Regal für Sprays und Gadgets wie „Strandmatte“-Haargel, um den perfekten Beach Waves-Look zu kreieren. Herrlich. Sogar eine Kleiderordnung inklusive passender Schmuckempfehlung habe ich gefunden! Soll das ein verdammter Witz sein?

 

Surflifestyle – wer will das nicht?

 

Ich meine: Wer würde nicht gerne tagein tagaus am Strand chillen mit den ganzen heißen Surferboys? Bei tollem Wetter wahlweise in den Wellen plantschen und ein bisschen auf dem Surfbrett rumsitzen – sich im heißen Sand wälzen, bei Regen mit der Clique in der eigenen Strandbar Bierchen trinken und ab und an mal ein bisschen Gras rauchen. Herrlich! Jeder hat seinen eigenen, strubbeligen, süßen, kleinen Köter und auch mit Kindern funktioniert dieses Leben ganz wunderbar – denn man ist für einander da, man ist so etwas wie eine Familie. Besser geht es nun wirklich nicht!

Die Realität sieht allerdings anders aus. Erfolgreiche Surferinnen und Surfer trainieren jeden Tag stundenlang und vor allem hart. Sie verletzen sich, trainieren auch, wenn die Bedingungen mal nicht perfekt sind. Sie reisen viel – eigentlich dauernd. Und sie müssen ihre Sponsoren zufriedenstellen, Titel gewinnen oder verteidigen. Und sie müssen möglichst oft in der Medienlandschaft auftauchen, obwohl sie doch eigentlich nur eines wollen: Surfen. Und selbst da herrscht ständiger Konkurrenzkampf um die beste Welle.

 

#youreanidiot

 

Für richtige Surfer ist das Surfen tatsächlich Droge, Lebensgefühl und vielleicht sogar Religion. Im Gegensatz zu narzisstischen kleinen Blogger-Girls, deren einzige Droge und Religion Likes sind. Für sie zählt nicht der Kick in der Welle und auch nicht der Erfolg eines neu gelernten Tricks. Der einzige Kick, der ihnen Befriedigung verschafft, sind Höchstwerte in Sachen Follower.

Es spricht nichts dagegen, den Lebensstil der surfenden Gemeinde toll zu finden. Dieses ganze hang loose feeling, die Verbundenheit mit der Natur, der Respekt vor ihr. Alles absolut nachvollziehbar und auch nachahmenswert.  Sich allerdings rein optisch als so jemand verkaufen wollen, das ist arm. Und ein bisschen traurig. #yourenotasurfergirl #youreanidiot

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