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„NoFap“-Bewegung: Selbstsucht statt Selbstbefriedigung

Von Maxi Jung

Sowohl Frauen als auch Männer holen sich gerne regelmäßig einen runter – so weit, so normal. Dabei spielt es auch oft keine Rolle, ob man gerade in einer Beziehung ist oder nicht: Selbstbefriedigung gehört zum Ausleben seiner Sexualität einfach dazu. Wie auch in vielen anderen Bereichen des Lebens lernt man beim Thema Sex einfach nicht aus. Pornos können dabei eine Hilfe sein, müssen es aber nicht.

 

Selbstsucht statt Selbstbefriedigung

 

Erstmal vorneweg: Ich will jetzt auch nicht zu exzessiver Selbstbefriedigung ermutigen. Mehrmals am Tag die Palme zu wedeln, ist auch nicht unbedingt gesund für den Geist, das Gemächt und – machen wir uns nichts vor – die Handgelenke. Ein gesundes Maß an Masturbation ist natürlich wünschenswert. Meinetwegen kann man auch mal für einige Tage auf das Masturbieren verzichten – aber damit dann öffentlich angeben, seriously? Wie Banane ist das? Seit 2011 gibt es die sogenannte „NoFap“ – Bewegung aus den USA, ins Leben gerufen von Alexander Rhodes. Das Ziel? 90 Tage lang nicht masturbieren. Anstoß war eine chinesische Studie, die besagt, dass der Testosteronspiegel um 46 Prozent angehoben wird, wenn man sieben Tage nicht onaniert. Ziel der Initiative soll es sein, sich gegenseitig herauszufordern, auf Selbstbefriedigung und Pornos zu verzichten. Damit soll sexuelles Suchtverhalten geheilt werden und das Liebesleben wieder repariert werden. Regelmäßiges Masturbieren sei nämlich der Schlüssel zu einem unglücklichen Leben. Ergo: Wer sich nicht die Palme schüttelt, schüttet mehr Testosteron aus und wird – aha – männlicher.

Also zeigen besagte der ganzen Welt stolz, was für tolle Hengste sie sind, weil sie es geschafft haben, ihren übermäßigen Pornokonsum zu reduzieren. Applaus, Applaus für diese grandiose Leistung, die anscheinend nur in der Öffentlichkeit ausgetragen auch real wird. Diejenigen, die sich zu dieser Bewegung zugehörig fühlen, nennen sich offiziell „Fapstronauten“. Dieser fancy Eigenname allein beweist, dass man die Bewegung nicht so wirklich ernst nehmen kann. Der deutsche YouTube-User „Vackurah“ ist beispielsweise so ein „Fapstronaut“. In einem Video schwadroniert er über acht Minuten lang, wie toll es ihm geht, nachdem er 20 Tage lang nicht mehr gewichst hat.

Wie ernähre ich mich gesünder? Einfach nicht mehr masturbieren! Besseres Selbstbewusstsein? Ein Klacks mit weniger „Fap Fap Fap“! Die Welt kann manchmal so einfach sein.

 

Therapie wirkt

 

Mag sein, dass Vackurah es mit seinem Selbstversuch wieder geschafft hat, sich wieder besser zu fühlen. Aber was will er denn bitte damit erreichen, sich wie die anderen „NoFapper“ selbst zu inszenieren? Enthaltsamkeit predigen, als einziges Mittel, um von sexuellen Störungen wegzukommen? Es soll doch am Ende gottverdammt jeder für sich selber wissen, wie er damit umgeht, sich einen runterzuholen – es sollte auf jeden Fall nicht Sinn der Sache sein, sich und seine Sexualität medial auszuschlachten. Wenn man das Gefühl hat, dass es zuviel wird, kann man sich immer noch abseits von Twitter, Instagram und Facebook in Therapie begeben und das Gespräch mit einem Sexualtherapeuten suchen. Dem sollte man nach wie vor mehr Vertrauen schenken als den selbst ernannten „Fapstronauten“.

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