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„Rapefugees“ und „Armes Deutschland!“ – so macht Rassismus Social Media

305.000 Likes bei Facebook für die Alternative für Deutschland, 43.000 für die Identitäre Bewegung und 20.000 für Pegida in Bayern. Die CSU hat 147.000 Fans, die SPD mit 120.000 nochmal weniger. Die altbewährten Parteien kommen mit ihrer Follower-Zahl noch lang nicht an die Alternative für Deutschland heran. Die weiß anscheinend, wie sie die eingefleischten Social Media-Liebhaber zum Liken und Kommentieren kriegt. „Teil das doch mal!“

Doch was genau macht beispielsweise eine AfD im Netz so beliebt? Mitunter ist es die überspitzte Art und Weise, wie ihr Wahlprogramm und das angebliche Versagen Merkels dargestellt wird. So sind auf der Facebookseite der Alternative für Deutschland über 1.700 gepostete Bilder zu finden – in allen ist ein Motiv, der dazugehörige Spruch und eine lange Beschreibung zu finden, die die getätigte Aussage untermauern soll. Ein Bild zeigt beispielsweise ein schwarz-rot-goldenes Flugzeug im Fall, darüber steht in fetten Lettern: „Deutschland im Sinkflug“ und „Selbst Südländer stehen besser da“. Wie jetzt? Wo ist die Parallele zu Südländern?

 

Verwöhnte Bürger ohne Empathie für Flüchtlinge?

 

Die AfD bezieht sich in dieser Bildunterschrift auf einen Artikel auf welt.de. In diesem geht es unter anderem um die Kosten für Flüchtlinge, welche die Kassen von Bund, Ländern und Kommunen noch Jahre belasten werden – diese sind angeblich der Grund für eine höhere Verschuldung des deutschen Staates. So stehen wir im diesjährigen EU-Nachhaltigkeitsranking hinter Italien und Portugal. Schön und gut – aber warum klingt es bei der AfD gleich so schrecklich, in manchen Punkten schlechter als südliche Staaten aufgestellt zu sein?

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Generell finden es die Follower der „Pegida Bayern“ anscheinend begrüßenswert, sich gegenseitig zu beleidigen und die gute Kinderstube ganz einfach zu vergessen. Ein Screenshot eines BILD Artikels auf der Facebookseite Pegidas berichtet hierbei von einer muslimischen Gruppe in Deutschland, die nach dem Bau einer neuen Moschee noch weitere fordert. Alles verdreht und verzerrt dargestellt, erinnert die Sprache der Alternative für Deutschland selbst doch schon an die BILD. Von „Verpisst euch, braucht kein Mensch!“, oder „Wenn die Moscheen wollen, sollen sie heim gehen“ bis zu „Auf die Fresse des können sie haben“ reichen hier die Kommentare.

Die Bereitschaft, auf jeden einzuhacken, der eine andere Meinung als die eigene teilt, ist groß. Was für ein Leben die Kommentierenden wohl führen? Das zu recherchieren, bereitet Kopfschmerzen: etwa ein Drittel der Pegida Nürnberg Anhänger sind gleichzeitig Fans einer NPD-Seite, mehr als die Hälfte ist auch Fan der AfD, so der BR. Diese User liken die „Junge Freiheit“, Frauke Petry oder Beatrix von Storch. Sie brüsten sich auf ihren Profilen zum Beispiel gern mit geteilten Beiträgen ihrer liebsten Parteien, Unterstützung für Trump oder altdeutschen Parolen wie „Keine Kapitulation, Ehre, Stolz, Treue!“. Viel anderes als Hass scheint es auf ihren Seiten nicht zu geben. Auffällig oft scheinen sie wirklich alle Vorurteile gegenüber klassischen Rassisten zu erfüllen. Durch jedes Profil zieht sich hier Unzufriedenheit im Job, mit Deutschland und der Politik. Inwiefern ein Auskotzen im Internet da helfen soll, bleibt wohl unklar. Zufriedener macht es ja scheinbar nicht.

 

Manipulation im Netz

 

Von anderen Wahlzielen dieser Parteien – außerhalb der Flüchtlingspolitik  – ist schon lang nichts mehr zu hören. Die AfD Sachsen schreibt auf ihrer Homepage zum Beispiel: „Bildung erhalten – Schulen sind keine Asylheime!“ Dass die Weiterbildung deutscher Schüler flöten geht, sobald Flüchtlingsklassen eröffnet werden, scheint in den Augen der Alternative selbsterklärend zu sein. Wird der AfD etwa Konkurrenz durch eine andere Partei prophezeit, spricht sie in einem Post arrogant von einem „umgekippten Sack Reis derweil in der AfD Zentrale“.
Seriös und sachlich? Nope! Die NPD bleibt hierbei lieber nicht nur bei Worten, sondern schreitet gleich zu Taten. Auf dem Titelbild ihrer Seite bei Facebook ist ein CS-Gas abgebildet, welches bundesweit von 12. bis 18. Dezember an allen Infoständen in der handlichen Handtaschengröße erhältlich sein soll. Die Kommentare loben. Für manche ist selbst das noch zu wenig, denn „das sei ja schön und gut, aber trotzdem keine Lösung für unsere deutschen Frauen, die bleiben weiterhin Freiwild unserer neuen Urlauber“, so ein User.

Generell scheinen alle Politiker Lügner zu sein, die Medien sowieso. Immer.! Die Sprache, mit der bei rechtspopulistischen Parteien die Werbetrommel gerührt wird, zielt nicht auf Fakten, sondern auf Gefühle ab. Politik soll hier nicht mehr positiv etwas verändern, es wird stattdessen nur auf Sehnsüchte der Wähler eingegangen. Jeder, der in den letzten zwei Jahren mal vor die Tür gegangen ist, wird mittlerweile mitbekommen haben, dass die AfD einfach nicht gewählt werden sollte. Sie fordert unter anderem die Abschaffung des Euros (Deutsche Mark!), traditionelle Familienstrukturen und ein Verbot von Abtreibungen (ein Menschenrecht ist es laut des Wahlprogramms nämlich nicht).

Die Ziele der AfD setzen uns in die Vergangenheit zurück. Selbst wenn einem dies bewusst ist, versucht die in Berlin sitzende Partei, ihre Ziele verschönert in den sozialen Netzwerken darzustellen. Hauptsächlich wird vor allem schlecht gemacht, was die derzeit amtierenden Politiker sagen und tun, die AfD würde schließlich alles besser machen. Wer immer auf andere schimpft und sich selbst bestmöglich darstellt, begeistert scheinbar die Massen.

 

Früher politisches Desinteresse, heute Wut

 

Derartige Parteien erkennen die Frustration und Angst der Deutschen, immer wieder von Morden, Vergewaltigungen und Gewalt von Flüchtlingen in den Medien zu lesen. Siehe den aktuellen Fall eines Mordes in Freiburg, begangen von einem Mann, der eigentlich gar nicht hier sein dürfte. Fehlende Bildung, Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und finanzielle Nöte vieler Bürger tun ihr Übriges. Es sind die, die oftmals keinen Blick über den Tellerrand wagen. Die, die einen Sündenbock suchen.

Gerade die vielen jungen Nutzer bei Facebook sind leichter zu überzeugen als erfahrene ältere Menschen. Genau das nutzen Parteien wie die Alternative für Deutschland oder die NPD. Sie geben sich als eine Schulter zum Ausheulen – die dich versteht, die alles besser machen werden als die verhasste Merkel. Die ohne Rücksicht den Flüchtlingen Hass entgegenbringen werden, der Ursache allen Übels. Ein Like bei Facebook ist leicht und einfach zu vergeben. Genau das macht rechtspopulistische Parteien wohl auch derart faszinierend. Lasst die bequeme Hetze vorm heimischen PC und geht lieber wählen. Aber bitte nicht die AfD.